AFRIKA/ZENTRALAFRIKANISCHE REPUBLIK - Missionar: “Wir riskieren ein erneutes Blutbad”

Montag, 18 November 2013

Bangui (Fidesdienst)- “Die Situation ist überall in der Zentralafrikanischen Republik sehr angespannt” so der aus Italien stammende Missionar P. Aurelio Gazzera in einem Schreiben an den Fidesdienst nach einem Besuch in Bangui, wo er an einer Caritastagung der Verantwortlichen der Caritaszentralen in den neun Diözesen des Landes teilgenommen hatte.
“In Bossangoa (wo Ende September viele Menschen nach Gefechten zwischen Soldaten der Seleka und Anhängern des ehemaligen Präsidenten Bozizé fliehen mussten, vgl. Fidesdienst vom 21/9/2013) gibt es immer noch 41.000 Binnenflüchtlinge (davon 34.000 in den Unterkünften der Kathedrale). In der Landeshauptstadt Bangui kommt es seit einer Woche täglich zu Ausschreitungen in verschiedenen Teilen der Stadt mit Toten (die von Soldaten der Seleka ermordet wurden) und Reaktionen der Einwohner“´, berichtet P. Gazzera.
“In Bangui hatte ich auch die Gelegenheit zur Begegnung mit Vertretern der Behörden und alle sind sehr besorgt, was die künftige Entwicklung der Lage anbelangt. Manche berichten von ersten Anzeichen für eine Abreise der Minister”, so P. Gazzera weiter.
Der Missionar stellt Vermutungen über die Gründe der Spannungen an: “An erster Stelle”, so P. Gazzera, “wird der UN-Sicherheitsrat bis Ende November eine Entscheidung über ein eventuelles Eingreifen in Zentralafrika treffen müssen. Dabei könnte es sich nicht nur um eine einfache Sicherheitsmission handeln, denn viele appellieren an das Kapitel Nr. 7 der Charta der Vereinten Nationen handeln, das einem bewaffneten Eingreifen (wie in der Demokratischen Republik Kongo) den Weg ebnet”. Insgesamt 3600 Soldaten aus Ländern Zentralafrikas könnten ab Dezember im Rahmen der MISCA stationiert werden.
Hinzu kommen “die immer häufiger werdenden Reaktionen auf die Verbrechen der der Seleka durch die Schaffung so genannter Selbstverteidigungsgruppen, in der sich Zivilisten zusammenschließen, die der Verhaltensweisen der Rebellen müde sind. Solche Gruppen (auch “anti balaka” sind in Bossangoa, Bouar und in anderen Städten aktiv”.
“Die von Präsident Djotodjia angekündigte Auflösung der Seleka”, so der Missionar weiter, “hatte bisher keine konkreten Folgen und führte vielmehr bei den Rebellen zu wachsender Nervosität”.
“Dies scheint zur Folge zu haben, dass viele Rebellen soviel wie möglich plündern, um zum gegebenen Zeitpunkt die Flucht zu ergreifen. Es könnte auch zu einem erneuten Blutbad kommen, bei dem eventuelle Zeugen eliminiert werden, die während der vergangenen acht Monate auf die Verbrechen reagiert oder diese angeprangert hatten”, so der Missionar abschließend. (L.M.) (Fidesdienst 18/11/2013)


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