AFRIKA/ÄGYPTEN – Kritik an der Verfassung von Seiten der Kopten

Mittwoch, 10 Juli 2013

Kairo (Fidesdienst) – Die per Dekret in der Nacht vom Montag vom Interims-Präsidenten Adly Mansour erlassene, vorläufige Verfassung ruft erste, besorgte und negative Reaktionen bei immer zahlreicheren christlichen Juristen und Militanten für die Bürgerrechte in Ägypten hervor. In den nächsten Stunden könnten jedoch auch offizielle Stellungnahmen von Seiten der Kirchen-Hierarchie eintreffen. „Wir sind besorgt. Man nimmt uns auf den Arm. Die Bestimmungen, die nach Ansicht der Christen schon in der alten Verfassung mehr als schlecht waren, werden im neuen Text dagegen noch mehr hervorgehoben. „Wenn wir nicht jetzt unsere Stimme erheben, dann können wir später gar nichts mehr sagen“, erklärte der koptisch-katholische Bischof von Minya, Botros Fahim Awad Hanna, gegenüber dem Fidesdienst. Das Inkrafttreten des Textes der provisorischen Verfassung , der wenigstens 6 Monate in Kraft bleiben soll, stellt einen wichtigen Schritt im Marschprogramm der mit der Entmachtung von Mohammad Morsi begonnenen Übergangsphase. Einige der im neuen Text angebrachten Änderungen sind in den Augen der Kritiker sogar ein Rückschritt gegenüber der islamistisch geschnittenen, unter der Hegemonie-Regierung der Muslimbrüder verabschiedeten Verfassung. Insbesondere der Art. 1 alarmiert die Christen, in dem auf die Sharia als Hauptquelle der Rechtsprechung Bezug genommen wird, und wonach die Auslegung der Sharia im Einvernehmen mit der in den ersten Jahrhunderten des Islam erfolgen muss. Hier wird der Inhalt des Art. 219 (der vorheriogen Verfassung) aufgenommen, der seinerzeit im Mittelpunkt des christlichen Protests gestanden hatte – und den Abzug ihrer Vertreter in der verfassunggebenden Versammlung zur Folge hatte - , denn er öffnete dem Einfluss der am meisten beachteten Salafiten-Schulen Tür und Tor. Außerdem ist in der provisorischen Verfassung von Mansour der ehemalige Art. 3 verschwunden, der Christen und Juden gestattet ihre eigenen kanonischen Richtlinien für die Regelung persönlicher und religiöser Fragen in ihren jeweiligen Gemeinden zu n´benutzen. Die ersten Kritiken von christlicher Seite an der vorläufigen Verfassung kamen von Juristen und ehemaligen Parlamentariern, wie Naguib Gabriel, Susie Adly und Amir Ramzy. Polemische Anmerkungen kamen auch vom Sprecher der Jugendunion Maspero, denen zufolge „die 26 koptischen Märtyrer der Revolution vom 25. Januar 2011 haben sich die Muslimbrüder zunutze gemacht, während die 7 koptischen Märtyrer der Revolution vom 30. Juni jetzt von den Salafiten benutzt wurden.“ (GV) (Fidesdienst 10/7/2013).


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