AFRIKA/COTE D’IVOIRE - Angesichts der wachsenden Unsicherheit verlassen viele Europäer das Land. In Korhogo bereiten sich die Rebellen auf den Widerstand gegen eine Offensive der Regierungssoldaten vor

Donnerstag, 11 November 2004

Abidjan (Fidesdienst) - „Die Situation scheint sich im Vergleich zu den vergangenen Tagen beruhigt zu haben, doch die Atmosphäre bleibt weiterhin angespannt“, so Beobachter aus der ivorischen Metropole Abidjan in einem Telefongespräch mit dem Fidesdienst. Im Hintergrund ist der Lärm der französischen Hubschrauber zu hören, die über die Stadt fliegen. „Europäische Staatsbürger werden weiterhin aus Abidjan und anderen Teilen Cote d’Ivoires evakuiert. Gegenwärtig fliegen französische Hubschrauber in weniger als 100 Meter Höhe über die Stadt. Sie holen Menschen ab, die sich an isolierten Stellen in verschiedenen Teilen der Stadt aufhalten.“
„Es scheint zu einem Bruch in den Beziehungen zwischen den Ivorern und Frankreich gekommen zu sein. Auch friedfertige Menschen erklären: ‚Wir haben uns jahrelang aus demselben Teller ernährt und nun schießen sie auf uns’. Niemand setzt sich kritisch mit den Bombenangriffen der ivorischen Luftwaffe auf die französischen Kontingente auseinander, die zur Reaktion der französischen Soldaten geführt haben“, so die Beobachter. Vom Klima der Unsicherheit sind vor allem Europäer betroffen, weshalb verschiedene Länder ihre Bürger aufforderten, das Land zu verlassen.
„Es ist kein Ausweg aus der Krise in Sicht. Ein definitiver Bruch mit Frankreich würde zu einem wirtschaftlichen Chaos führen. Die ivorische Wirtschaft ist von Frankreich abhängig, weshalb ein plötzlicher Bruch unmöglich wäre. Man könnte eine schrittweise Lösung und die Suche nach neuen wirtschaftlichen Bezugspunkten in Betracht ziehen, doch dieser Prozess nimmt Zeit in Anspruch und erfordert politische Stabilität“, so die Beobachter weiter.
Nach Auskunft der Beobachter ist die Situation in der von den Rebellen der „Forces Nouvelles“ im Norden des Landes kontrollierten Stadt Korhogo derzeit ruhig. Doch man bereitet sich dort auf eine Offensive der Regierung vor. Die Region ist weiterhin von der Wasser- und Stromversorgung abgeschnitten und die Telefonverbindungen zu den restlichen Landesteilen sind unterbrochen. Derzeit gibt es auch keine Kontakte nach Bouaké an der Front zwischen den beiden Landesteilen, aus der sich die französischen Truppen nach den Angriffen der ivorischen Luftwaffe zurückgezogen haben.
Der Flüchtlingshochkommissar der Vereinten Nationen, Ruud Lubbers, äußerte sich unterdessen besorgt über die Zuspitzung der Lage in Cote d’Ivoire: über 3.000 Menschen haben bereits im benachbarten Liberia Zuflucht gesucht. Lubbers warnte vor den möglichen Auswirkungen einer Eskalation der Gewalt auf die Nachbarländer, insbesondere Liberia, das mühsam versucht, die Folgen eines 14jährigen Bürgerkriegs zu überwinden. Das UNHCR hatte vor kurzem ein umfassendes Rückführungsprogramm für 340.000 liberianische Flüchtlinge aus verschiedenen westafrikanischen Ländern auf den Weg gebracht. Davon leben 70.000 in Cote d’Ivoire, größtenteils unter der einheimischen Bevölkerung. Etwa 8.000 liberianische Flüchtlinge leben in zwei ivorischen Aufnahmelagern. (LM) (Fidesdienst 11/11/2004 - 39 Zeilen, 347 Worte)


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