AFRIKA/ÄGYPTEN - Klima bleibt angespannt: Treffen des Patriarchen Twardros II. mit den Vertretern der katholischen Kirchen vertagt

Dienstag, 27 November 2012

Kairo (Fidesdienst) – Das angekündigte Treffen des neuen koptisch-orthodoxen Patriarchen mit einer hochrangigen Delegation der katholischen Kirchen in Ägypten – bei der auch eine gemeinsame Position zur derzeitigen Lage im Land formuliert werden sollte – wurde auf den 11. Dezember vertagt. Grund für diese Verschiebung ist das gespannte Klima, das derzeit in Ägypten und insbesondere in der Hauptstadt herrscht, nachdem Präsident Mursi per Dekret die eigenen Machtbefugnisse erweitert hat und dies zu heftigen Protesten gegen die Regierung und die Niederlassungen der Muslimbrüder führte.
„In dieser Situation“, so der koptisch-katholische Patriarchalvikar von Assiut, Bischof Kirillos William, „wollte man sich mit einer Versammlung der christlichen Kirchen nicht unnötige der Gefahr aussetzen“. An dem Treffen sollten die katholischen Bischöfe und Vertreter der katholischen Laien teilnehmen. Patriarch Tawadros ließ unterdessen aus seiner Residenz im Kloster Ánba Bishoy auch ein Treffen mit geistlichen Begleitern der Muslimbrüder annullieren.
Unterdessen sind heute auf dem Tahrir-Platz weitere Proteste angekündigt, bei der Parteien und Bürger gegen die ihrer Ansicht nach autoritären Maßnahmen von Präsident Mursi protestieren werden. Die Veranstalter erwarten rund eine Million Teilnehmer bei der Kundgebung auf dem Platz, der zum Symbol der ägyptischen Revolution geworden ist. Die Muslimbrüder annullierten unterdessen eine Demonstration der Anhänger der Regierung, die zeitgleich stattfinden sollte, um mögliche Ausschreitungen zu verhindern. „Doch einige Beobachter“, so Bischof Kirillos zum Fidesdienst, „sprechen bereits von der Gefahr eines Bürgerkriegs. Sollten die politischen und sozialen Spannungen nicht beigelegt werden, könnte sich die Lage zuspitzen. In den Niederlassungen der Muslimbrüder, die in den vergangenen Tagen überfallen würden, sollen auch Waffen und Munition gefunden worden sein“.
Am vergangenen Samstag, hatte Tawadros angesichts der jüngsten Entwicklungen bereits seinen ersten Besuch in Alexandria abgesagt. Doch dabei, so der katholische Apostolische Vikar von Alexandria, Adel Zaki (ofm), spielten nicht nur Sicherheitsgründen eine Rolle: „Der Besuch des Patriarchen in unserer Stadt sollte eine Kundgebung der Freude sein, die mit Musik und Feiern begleitet wird. In einem Augenblick wie diesem, hätte der Eindruck entstehen können, dass Christen außerhalb der Realität der Bevölkerung leben. Wie uns der heilige Paulus lehrt, sollen wir uns mit denen leiden, die Leid ertragen und uns mit denen freuen, denen Freudiges widerfährt“. (GV) (Fidesdienst, 27/11/2012)


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