ASIEN/IRAK - Appell der Religionsführer zur Lage der Christen im Irak

Montag, 18 Oktober 2004

Bagdad (Fidesdienst) - Am Tag nach den Bombenanschlägen auf christlicher Kirchen im Irak am Samstag, den 16. Oktober, formulieren die christlichen Religionsvertreter im Irak eine gemeinsame Verlautbarung. In ihrem Papier, das dem Fidesdienst vorliegt verurteilen die Vertreter aller christlichen Konfessionen im Irak (Chaldäer, Assyrer, Lateiner, Syrer, Armenier, Griechisch-Orthodoxe und andere) alle Attentate auf christliche und muslimische Kultstätten, die das traditionell friedliche Zusammenleben unter den verschiedenen Glaubensgemeinschaften im Irak untergraben.
In diesem Zusammenhang weisen sie darauf hin, dass „Christen und Muslime in diesem Land seit über 1.400 Jahren zusammenleben“ und dies auch weiterhin tun werden. Die Religionsvertreter bekräftigen dabei den Wunsch nach Frieden und betonen, dass sich die christlichen Gemeinden nicht von den jüngsten Attentaten einschüchtern lassen werden. „Wir werden unser Land nicht verlassen“, heißt es in der Verlautbarung wörtlich, „sondern hier bleiben und einen friedlichen, freien, demokratischen und toleranten Irak aufbauen“.
Die christlichen Religionsvertreter bemühten sich stets um gute Beziehungen und den Dialog mit den Muslimen. Im August 2003 gründeten sie zusammen mit sunnitischen und schiitischen Religionsführern den „Interreligiösen Irakischen Rat für den Frieden“, der Treffen und Initiativen veranstaltet, die die Rolle der authentischen Religion vor dem irakischen Hintergrund hervorheben sollen.
Der Rat verurteilte bereits in der Vergangenheit religiöse Gewalt und das vorgehen einzelner Gruppen und betrachtet es als Aufgabe der verschiedenen Glaubensgemeinschaften, jenen Menschen im Irak zu helfen, die dort weiterhin um das tägliche Überleben kämpfen. Außerdem vertritt er die Ansicht, dass der Beitrag der Religionen und die Förderung guter Beziehungen für den Aufbau des neuen Irak von grundlegender Bedeutung seien.
Der Islam ist im Irak Staatsreligion und 90% der Einwohner des Landes sind Muslime, doch die irakische Verfassung garantiert die Kultfreiheit. Die Zahl der im Irak lebenden Christen (Katholiken und Orthodoxe) liegt bei rund 800.000, d.h. rund 3% der insgesamt 25 Millionen Einwohner. Mit rund 600.000 Gläubigen stellt die chaldäische Glaubensgemeinschaft rund 70% aller Christen im Irak. (PA) (Fidesdienst, 18/10/2004 - 30 Zeilen, 315 Worte)


Teilen: