ASIEN/PAKISTAN - Dominikanerpater bestätigt: „Das Bildungssystem ist Ursache des religiösen Extremismus“

Mittwoch, 9 November 2011

Lahore (Fidesdienst) – „Die Tatsache, dass in den Schulen religiöse Intoleranz gelehrt wird, ist Ursache des wachsenden gewaltbereiten religiösen Extremismus in Pakistan und der Grund für Verstöße gegen die Religionsfreiheit sowie politischen Instabilität“, so der Dominikanerpater P. James Channan (op) im Gespräch mit dem Fidesdienst. P. Channan leitet das „Dominican Peace Center“ in Lahore.
In einem Kommentar zu dem heute veröffentlichten Bericht einer unabhängigen US-amerikanischen Kommission mit dem Titel „Connecting the dots: education and religious discrimination in Pakistan“ bezeichnet P. Channan, der sich seit Jahrzehnten im Bereich der Bildung und für den interreligösen Dialog engagiert, die Inhalte der Studie als „völlig zutreffend“. Der Dominkanerpater erinnert daran, dass „die Islamisierung der Schulbücher in Pakistan unter dem Diktator Zia-ul-Haq begann und von den nachfolgenden Regierungen fortgesetzt wurde, einschließlich der jetzigen Regierung unter Leitung der Pakistan People’s Party, die nie das Durchsetzungsvermögen zur Einleitung einer Schulreform hatten, da radikalislamische Gruppen und religiöse Parteien entsprechenden Druck ausübten“. „Die Regierung ist schwach: sie ist nicht in der Lage und hat nicht die Absicht, sich gegen den Einfluss dieser Gruppen zu wehren. Wir hätten Reformen erwartet, doch dies hat nicht stattgefunden, weil das Land in den vergangenen Jahren zunehmend unter dem Einfluss der Taliban stand, was große Schäden für religiöse Minderheiten und die Demokratie als solche mit sich brachte“.
„In den Schulbüchern, die in staatlichen Schulen benutzt werden“, so P. Channan, „wird Intoleranz offen gefördert und der Islam als höher stehende Religion dargestellt. Gleichzeitig wird von anderen Religionen ein negatives Bild vermittelt. Wir machen uns große Sorge, was diesen Ansatz anbelangt: diese Ideen, die von der Grundschule bis zur Universität im Rahmen der so genannten „Islamstudien“ vermittelt werden, aber auch in der Sozialwissenschaft üblich sind, führen zu einer Desorientierung und Manipulierung junger Menschen“.
„Die katholischen Bischöfe“, so der Ordensmann weiter, „und viele Einrichtungen, die sich im Bildungswesen engagieren, haben immer wieder öffentlich auf diese Probleme hingewiesen und Empfehlungen an zuständige Stellen, wie zum Beispiel das Bildungsministerium, abgegeben. Diese Empfehlungen wurden zwar entgegengenommen, doch wenn es darum geht Revisionen oder Änderungen auf den Weg zu bringen, so finden diese nicht statt. Grund dafür ist die Einflussnahme fundamentalistischer Gruppen“.
Zum Engagement der christlichen Glaubensgemeinschaft im Bildungswesen sagt der Dominkanerpater abschließend: „Es gibt zwar christliche Schulen und Kollegien aber keine christlichen Universitäten, obschon diese dringend notwendig wären. Viele muslimische Politiker wurden an christlichen Schulen ausgebildet: darunter der heutige Premierminister Raza Gilani, der die Schulen der Dominikaner und La Salle-Schulen in Multan besuchte. Es sollte mehr für die Minderheiten getan werden: wir brauchen nicht nur schöne Worte, sondern auch konkrete Taten und dazu gehört eine Reform des staatlichen Bildungssystems“. (PA) (Fidesdienst, 09/11/2011)


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