ASIEN/PAKISTAN - Vorsitzender der Bischofskonferenz ein Jahr nach dem Todesurteil im Fall Asia Bibi: „Minderheiten werden diskriminiert und der Extremismus nimmt zu“

Montag, 7 November 2011

Islamabad (Fidesdienst) – „Religiöse Minderheiten werden in Pakistan diskriminiert und die Regierung und die Institutionen des Landes schweigen dazu“, während „der islamische Extremismus in den vergangenen Jahren stetig zunimmt und das soziale und politische Leben des Landes beeinträchtigt“, so der Vorsitzende der Pakistanische Bischofskonferenz, Bischof Joseph Coutts von Faisalabad, ein Jahr nach dem Todesurteil im Fall Asia Bibi. Die pakistanische Christin wurde aufgrund einer fälschlichen Auslegung des Blasphemieparagraphen am 8. November 2010 von einem Gericht in Sheikupura zum Tode verurteilt.
„Ein Jahr nach diesem tragischen Urteil“, so Bischof Coutts zum Fidesdienst, „haben sich die Bedingungen für religiöse Minderheiten nicht verbessert, im Gegenteil: im Land herrschen große politische, wirtschaftliche, soziale, moralische und religiöse Probleme, die sich auf muslimische und nichtmuslimische Bürger auswirken. In einem Jahr hat das Land zwei Vorreiter im Kampf gegen das Blasphemiegesetz verloren: Shabhaz Bhatti und Salman Taseer. Und dieses ungerechte Gesetz wird weiterhin missbraucht ohne dass es in Frage gestellt wird“. „Unterdessen“, so der Bischof weiter, „nimmt das Phänomen des islamischen Extremismus zu. Es gibt viele radikalislamische Gruppen, die offen die Einführung islamische Gesetze und des Gottesstaates fordern. Dabei gehen sie gegen christliche und hinduistische Minderheiten vor, aber auch gegen Ahmadi und schiitische Muslime. Dieses Phänomen ist vielschichtig und besorgniserregend, denn es betrifft die ganze Struktur und das gesamte System des Landes“.
Insbesondere, so der Bischof, „üben radikalislamische Gruppen auch großen Einfluss auf die Gerichte des Landes aus: Richter und Zeugen werden indirekt beeinfluss, was sich auf die Urteilssprechung auswirkt und die Anwendung der Gesetze beeinträchtigt, so dass es für viele Bürger, oft Mitglieder der Minderheiten, keine Gerechtigkeit gibt“.
„Als katholische Kirche und als christliche Glaubensgemeinschaft“, so der Bischof abschließend, „setzen wir uns zusammen mit der Zivilgesellschaft für die Förderung einer Kultur des interreligiösen Dialogs, des harmonischen Zusammenlebens, der gegenseitigen Verständigung ein. Dabei arbeiten wir mit allen Menschen guten Willens, unabhängig von deren Glauben zusammen. Und ich kann feststellen, dass auch dieses gemeinsame Handeln zunimmt, was mich zuversichtlich in die Zukunft blicken lässt“. (PA) (Fidesdienst, 07/11/2011)


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