AFRIKA/GUINEA BISSAU - Nach dem Militäraufstand und dem Mord am Oberbefehlshaber der Armee hat sich die Lage in Bissau wieder beruhigt. Ein weiterer Gewaltakt erschüttert das Land des Hungers

Donnerstag, 7 Oktober 2004

Rom (Fidesdienst) - „In der Staat ist die Lage offenbar ruhig. Es sind keine Soldaten unterwegs, Viele Kinder gehen bereits wieder zur Schule, doch manche Familien behalten ihre Kinder noch zu Hause“, so Beobachter vor Ort, die aus Sicherheitsgründen anonym bleiben wollen, zum gestrigen Militäraufstand in Guinea Bissau, bei der der Oberbefehlshaber der Armee, General VErissimo Seabra und der Sprecher der Armee, Oberst Domingos Barros, ermordet wurde. „Dem zweitwichtigste Mann der Armee, General Emiliano Costa, soll die Flucht aus dem von Soldaten umzingelten Gebäude gelungen sein“, so die Beobachter gegenüber dem Fidesdienst.
Die Aufständischen forderten von der Militärspitze die Zahlung der Gehälter für die Truppen, die im Rahmen der UN-Friedenseinheiten in Liberia stationiert waren, dies bestätigen auch die Beobachter: „Die aufständischen Soldaten gehörten dem Kontingent an, das aus Liberia zurückgekehrt war. Das Büro der Vereinten Nationen hatte dem Oberkommando der Armee die Gehälter für die Soldaten und für die Mission in Liberia überwiesen, doch die Soldaten haben bisher nur einen kleinen Teil erhalten; den Rest haben einige wenige Befehlshaber für sich behalten“.
„Zu diesen materiellen Motiven für den Aufstand kommen weitere politische Beweggründe“, so der Pater Davide Sciocco, ein erst vor kurzem aus Guinea Bissau zurückgekehrte PIME-Missionar und Kenner des Landes. „Die nach Liberia entsandten Soldaten, waren Anhänger des ehemaligen Präsidenten Kumba Yala, der im vergangenen Jahr bei einem gewaltlosen Staatsstreich unter Verissimo Seabra gestürzt worden war. Die rund 500 Soldaten fühlten sich bei ihrer Rückkehr aus Liberia gleich zweimal verraten: zum einen wegen der ausgebliebenen Bezahlung der Gehälter und zum anderen weil sie nichts über den Staatsstreich informiert worden waren.“
Die Regierung hat unterdessen eine Kommission eingerichtet, die Verhandlungen mit den aufständischen Soldaten aufnehmen soll: „Die Kommission wird vom Außenminister geleitet. Es gehören ihr der Innenminister und der Vertreter der UNO in Bissau an. Eigenartig ist, dass der Verteidigungsminister nicht in die Kommission berufen wurde“, so die Beobachter. „Eine Sitzung der Kommission war auf 9.00 Uhr Ortszeit anberaumt“.
Guinea Bissau gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Immer wieder kommt es zu Bürgerkriegen und Staatsstreichen. „Grund für die instabile Lage des Landes ist vor allem die Armut. 80% der erwerbsfähigen Bevölkerung ist arbeitslos: die Menschen haben nicht einmal das Geld für eine warme Mahlzeit am Tag. Wie können Menschen, denen bereits beim Aufwachen der Magen knurrt, vernünftig denken? Es ist Einfach über Frieden und Rechte zu sprechen, wenn man satt ist“, so die Beobachter abschließend. (LM) (Fidesdienst, 7/10/2004 - 35 Zeilen, 421 Worte)


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