AMERIKA/BOLIVIEN - Protestmarsch der Indios für den TIPNIS-Naturpark wieder aufgenommen: Kardinal Terrazas trifft Indios

Mittwoch, 5 Oktober 2011

Santa Cruz (Fidesdienst) – Der Erzbischof von Santa Cruz de la Sierra, Kardinal Julio Terrazas, traf am vergangenen Wochenende eine Gruppe Indios, die sich vor der Kathedrale in Santa Cruz im Zeichen der Verbundenheit mit den Teilnehmern der Demonstration zum Schutz für den Naturpark TIPNIS zu einem Hungerstreik versammelt hatten. „Ich wollte persönlich mit euch über eure Anliegen sprechen“, so der Kardinal zu Beginn des Gesprächs mit den Demonstranten, bei dem er diese auch bat, die Folgen ihre Aktion zu bedenken, und sie warnte: „es ist immer ein Risiko für eure Gesundheit und eine Sorge für eure Angehörigen“. Abschließend wünschte der Kardinal, dass man eine Lösung finden werde, „indem die Wege der Gerechtigkeit und des Friedens beschritten werden“. Insbesondere solle dabei auch „das Gemeinwohl respektiert und die Menschenwürde geachtet werden“.
Am Montag, den 4. Oktober nahmen die Einwohner des Naturparks ihren Marsch in Richtung La Paz wieder auf, mit dem sie gegen den Bau einer Schnellstraße durch das Naturschutzgebiet protestieren, die Beni (im Norden) mit Cochabamba (Zentrum) verbinden soll. (vgl. Fidesdienst vom 26/08/2011; 30/08/2011; 20/09/2011; 23/09/2011). Die Indios nahmen ihren Marsch in Quiquibey an der Grenze zwischen den Verwaltungsbezirken Beni und La Paz (Osten) wieder auf, nachdem sie fünf Tage lang in der Gemeinde Yucomo aufgehalten worden waren (vgl. 27/09/2011).
„Wir sind fest entschlossen an unserem Vorhaben festzuhalten und werden unser Territorium und die Integrität der 34 dort lebenden indigenen Völker schützen. Wir werden bis nach La Paz gehen, so der Häuptling des Volkes der Moseten, Marcelino Chairini, gegenüber der Presse. Der Marsch verstehe sich als friedliche Kundgebung, betonte er. Rund die Hälfte der Kundgebungsteilnehmer sind Frauen und insgesamt 90 Kinder nehmen an der Demonstration teil. In La Paz wollen die Demonstranten der Regierung ein Dokument mit insgesamt 16 Forderungen vorlegen.
Der Protestmarsch begann am 15. August in Trinidad mit rund 1.500 Teilnehmern. Bisher versuchten insgesamt sieben Ministerialausschüsse mit den Indios zu verhandeln. Durch das Eingreifen der Polizei in Yucombo kam der Dialog jedoch zum Stillstand. Vor diesem Hintergrund bat der bolivianische Präsident Evo Morales die Indios unterdessen um Entschuldigung für die „Exzesse“ der Polizei und bildete in diesem Zusammenhang umgehend einen Ermittlungsausschuss, der sich mit den Vorfällen befassen soll. Unterdessen veranlasste er auch einen vorübergehenden Baustopp und beraumte einen Volksentscheid an, der in Beni und Cochabamba durchgeführt werden soll. (CE) (Fidesdienst, 05/10/2011)


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