AMERIKA/BOLIVIEN - Protestmarsch der Indios in Erwartung eines möglichen Dialogs vorübergehend ausgesetzt

Mittwoch, 14 September 2011

Santa Cruz (Fidesdienst) – Die katholische Kirche in Santa Cruz beklagte öffentlich, dass die Regierung sich bisher nicht zum Dialog mit den Indios bereit zeigt, die an einem Protestmarsch nach La Paz teilnehmen, in dessen Rahmen sie den Schutz des Naturparks „Isiboro Secure“ fordern, in dem die Indiovölker angesiedelt sind (vgl. Fidesdienst vom 26/08/2011 und 30/08/2011). Die Indios sehen das von ihnen besiedelte Gebiet durch den Bau einer Autobahn gefährdet. In diesem Sinne forderten Vertreter der katholischen Kirche den Staatspräsidenten Evo Morales auf, auf die Bitte der Demonstranten um einen Dialog einzugehen.
Unterdessen bat der Sprecher der Diözese Santa Cruz, P. Edwin Bazan, in einer Verlautbarung, die dem Fidesdienst vorliegt, die verschiedenen sozialen Parteien, die den Protest der Indios ablehnen, von Auseinandersetzungen abzusehen und den Indios den Durchmarsch durch den Ort Yucomo in Verwaltungsbezirk Beni zu ermöglichen.
„Dies ist ein Aufruf an die sozialen Bewegungen, die den Protestmarsch ablehnen: zeigt euch solidarisch mit den Forderungen dieser Volksgruppe und lasst sie weiter gehen, damit es zu Verhandlungen mit der Regierung kommen kann“, so der katholische Geistliche in einer offziellen Verlautbarung. Die Kirche stelle sich gerne als Mittler beim Dialog zwischen Demonstranten und Behörden zur Verfügung, so der Kirchenvertreter.
Die Situation bleibt unterdessen weiter angespannt: kurz vor der Veröffentlichung der Verlautbarung hatte es ein Treffen zwischen den Mitgliedern eines Regierungsausschusses unter Leitung des Außenministers David Choquehuanca und Vertretern der Demonstranten gegeben. Dabei wurde eine provisorische Absprache getroffen: der Kanzler will dem Staatspräsidenten ein Schreiben mit den 16 Forderungen der Indios vorlegen und dabei auf die Notwendigkeit des Erhalts des Naturparks hinweisen. Das Schreiben soll bis spätestens Donnerstag, den 16. September, vorgelegt werden. So lange werden die Demonstranten sich im Dorf „La Embocada“ an der Straße von San Borja nach Yucomo aufhalten und den Protestmarsch vorübergehend aussetzen.
Die Kirche befürchtet indes, dass es insbesondere in Yucomo zu Auseinandersetzungen zwischen den Kundgebungsteilnehmern (rund 1.600), den Demonstrationsgegnern (1.900) und den dort stationierten Polizeibeamten (800) kommen könnte. Die Zahlen wurden von der einheimischen Presse veröffentlicht. (CE) (Fidesdienst, 14/09/2011)


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