AMERIKA/BOLIVIEN - Erzbischof von Cochabamba. „Wir müssen die Rechte der Indios respektieren und allen beteiligten Parteien Gehör schenken“

Freitag, 26 August 2011

Cochabamba (Fidesdienst) – In Bolivien rufen Vertreter verschiedener Indiovölker zu Protesten gegen den geplanten Bau einer Autobahn durch den Naturpark „Isiboro Secure“ auf, der auch Siedlungsgebiet der Indiovölker und als solches geschützt ist. Die geplante Autobahn, die vom Zentrum Boliviens zur brasilianischen Grenze führen und vor allem dem Transport von Rohstoffen von der Atlantikküste zum Pazifik dienen soll, bedroht die Integrität des Indio-Reservats. Vor etwa einem Jahr war es den betroffenen Indiostämmen gelungen, durch Proteste eine Aufschiebung des Bauvorhabens zu erwirken. Nachdem jedoch nun der Baubeginn gebilligt wurde, rufen die Indios erneut zu öffentlichen Protestkundgebungen auf.
Ein erster Protestmarsch führte in die Hauptstadt La Paz, wo sich am 2. August Vertreter mehrer Indiovölker versammelten, die gemeinsam gegen den Bau der Straße durch das von ihnen als „großes Haus“ bezeichnete Gebiet protestieren: die neue Autobahn soll von Villa Tinuri in Cochabamba bis nach La Paz führen. Am 17. August versammelten sich mindestens 500 Aktivisten aus den Indiovölkern zu einer weiteren Demonstration gegen den Bau der insgesamt 305 Kilometer langen Autobahn, die auch den bolivianischen Regenwald durchqueren soll. Die Demonstranten trafen sich in der Stadt Trinidad zu einem 600 Kilometer langen Fußmarsch in die bolivianische Hauptstadt La Paz. Die Demonstranten wiesen dabei auch darauf hin, dass das Bauvorhaben insgesamt 415 Millionen Dollar kosten wird und ein Schutzgebiet bedroht und beklagen, dass die betroffenen Völker nicht zu Beratungen hinzugezogen wurden.
„Wir sollten uns hoffnungsvoll und offen zu einem Dialog zusammenfinden, damit ein Ausweg aus der problematischen Situation gefunden wird und Kommunikationswege entstehen, die alle zufrieden stellen“, so Erzbischof Tito Solari Capellari in einem Kommentar zur Konfliktsituation. „Dieses Problem erfordert, wie alle anderen, mit denen wir uns auseinandergesetzt haben, einen Dialog, weshalb wir zu einem solchen Dialog anregen: alle beteiligten Parteien sollten ihre negative Haltung überwinden und eine angemessene Lösung finden und gleichsam die Rechte respektieren und die verschiedenen Beweggründe anhören, damit das Gemeinwohl garantiert werden kann“, so der Erzbischof weiter.
In einer Verlautbarung, die dem Fidesdienst vorliegt, heißt es auch, dass Erzbischof Solari fordert, dass die Konfliktparteien sich diesbezüglich mit dem Bestimmungen der Verfassung befassen sollten, denn: „es gibt Indios, die eine Stimme, Anspruch auf ein Territorium und ein in der Verfassung verankertes Recht auf Anerkennung haben“. (CE) (Fidesdienst, 26/08/2011)


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