ASIEN/THAILAND - Aussöhnung, Armutsbekämfpung und Werte gehören zu den Prioritäten der ersten Frau im Amt des Premierministers

Montag, 4 Juli 2011

Bangkok (Fidesdienst) – „Wir müssen alle die Ergebnisse dieser demokratischen Wahlen anerkennen. In jedem Fall wird zu den Prioritäten vor allem eine echte Aussöhnung gehören müssen“, so der Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke in Thailand, Pfarrer Peter Watschasin aus der Diözese Bangkok, in einem Kommentar zum Ausgang der Wahl am gestrigen 3. Juli (vgl. Fidesdienst vom 02/07/2011). Die Wahl gewann die „Pheu Thai“-Partei unter Leitung von Yinluck Shinawatra, Schwester des ehemaligen Premierministers, der sich wegen Korruption im Exil aufhält. Die Partei erhielt insgesamt 264 Sitze im Parlament, während die Demokraten unter Abhisit Vejjajiva (scheidender Premierminister) nur 160 Sitze erhielten.
„Die Aussöhnung“, so Pfarrer Watchasin weiter, „gehörte auch zu den Wahlversprechen von Frau Shinawtra. Die künftige Regierungschefin erklärte auch, dass neben der Aussöhnung auch die Armutsbekämpfung und der wirtschaftliche Aufschwung zu den Zielen ihrer Regierung gehören. Zudem betonte sie, dass die Religionsführer und deren Werte und Ethik für sie ein wichtiger Bezugspunkt sein werden, wenn es um die gute Regierungsführung geht“.
Zur derzeitigen Lage in Bangkok sagt der Priester: „Die Menschen sind zufrieden und zuversichtlich, es gab keine Gewalt im Zusammenhang mit der Wahl. Die Aktivisten der ‚Rothemden’ feierten friedlich auf den Straßen. Im Süden des Landes, wo vorwiegend die Demokraten gewählt wurden und im Norden wurden vor allem die ‚Rothemden’ gewählt, die jedoch auch in Bangkok überraschender Weise die Mehrheit der Stimmen erhielten“. Zu den wichtigsten Gründen für die Niederlage gehört nach Ansicht des Nationaldirektors die Tatsache „dass die Demokraten den Erwartungen und den Bedürfnissen der armen Bevölkerungsteile, insbesondere der vielen Menschen in den ländlichen Gebieten nicht entsprechen konnten. Die Rothemden haben im Rahmen eine gezielten Aufklärungskampagne von Dorf zu Dorf in den vergangenen 12 Monaten viele Wähler für sich geworben. Sie haben viel getan: und die Bauern sind dabei endlich Menschen begegnet, die sich für ihre Situation interessierten und damit ihr Vertrauen gewannen.“
„Die Sonderkommission für Aussöhnung“, so der katholische Geistliche weiter, „die von der Regierung nach der Gewalt im vergangenen Jahr eingerichtet wurde, hat nicht die erhofften Ergebnisse erzielt: auf die Fragen der, mit denen sich die Kommission befasste, gab die Regierung der Demokraten keine antwort. Wer war für die Morde verantwortlich? Weshalb haben Soldaten auf Zivilisten geschossen? Diese und viele andere Fragen blieben unbeantwortet. Dies war ein großer Fehler und ein Mitgrund für die heutige Niederlage“.
Eine absolute Neuheit für Thailand ist, dass erstmals eine Frau das Amt des Premierministers einnehmen wird: „Eine Frau im Amt des Premierministers, was erstmals in der Geschichte des Landes der Fall sein wird, ist ein gutes Zeichen für unser Land und für die Anerkennung der Frauen, die zunehmend auch in der Finanzwelt, auf der politischen Bühne und in den Führungsreihen der Zivilgesellschaft präsent sind“, so der Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke.
Zu den künftigen Risiken sagt der Priester: „Ich glaube nicht, dass es einen Militärputsch gegen wird (die Militärs erklärten, man werde das Wahlergebnis akzeptieren). Auch die Rückkehr von Thaksin Shinawatra scheint mir kaum wahrscheinlich. Die Rothemden sind eine heterogene Bewegung und nicht alle sind Anhänger des ehemaligen Premierministers“. „Wir werden abwarten, was geschehen wird“, so Pfarrer Watschasin abschließend, „die katholischen Gläubigen sind zuversichtlich, was die Zukunft anbelangt. Sie haben vor der Wahl gebetet und beten nun auch für die neue Regierung“. (PA) (Fidesdienst, 04/07/2011)


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