AFRIKA/MALAWI - "Rote" Revolution: Universitätsprofessoren und Studenten setzen Proteste fort

Freitag, 17 Juni 2011

Lilongwe (Fidesdienst) – In Malawi wird der Streit zwischen der Regierung und den Akademikern, die den Schutz der Lehrfreiheit fordern, wie sie in der Verfassung und im Traktat von Kampala, den Malawi unterzeichnet hat, festgelegt ist, geht weitern (vgl. Fidesdienst vom 30/05/2011). Am 27. Mai fand eine friedliche Protestkundgebung statt, an der Professoren und Studenten mit roten Hemden gekleidet teilnahmen.
Zu den ersten Meinungsverschiedenheiten kam es im Februar nachdem ein Professor eine Vorlesung über die so genannten „arabischen Revolutionen“ gehalten hatte. Doch im Laufe der Zeit spitzte sich die Lage zu. „Die Regierung hat Universitäten und die Fachhochschulen geschlossen und gegen vier Professoren gerichtliche Schritte unternommen: die Zahlung ihrer Gehälter wurde ausgesetzt und sie wurden der Universität verwiesen, da sie angeblich an einem illegalen Streik teilgenommen hatten… Anklage wurde gegen die vier Verantwortlichen der Accademic Staff Union erhoben“, so der Monfortaner Missionar P: Piergiorgio Gamba zum Fidesdienst. „Diese Personen wurden von der Regierung lächerlich gemacht, doch ihre Stärke besteht darin, dass sie bereits in der Vergangenheit verhaftet und verwiesen wurden und Schweigen und Verfolgung kennen.
„Der eingeschlagene Weg ist typisch für die in Malawi verbreitete Mentalität: Gewaltlosigkeit, persönliche Opferbereitschaft, Bürger, die stets furchtsam zuschauen. Die Wunden einer dreißigjährigen Diktatur können vielleicht nach zwei Generationen geheilt werden, eine Generation reicht nicht aus um die Angst zu überwinden. Die Professoren werden sich an die Justiz wenden, und bisher wurden die Maßnahmen der Regierung stets wieder rückgängig gemacht“, so P. Gamba.
„Als die Regierung nichts mehr dagegen unternehmen konnte, fand auch eine Kundgebung statt. Studenten und Professoren mit ihren roten Hemden gekleidet durchquerten die Stadt Zomba in Begleitung einer Eskorte der Polizei, wobei jedoch kein Tränengas zum Einsatz kam, da die Regierung sich bewusst ist, dass angesichts dieses von ihr verursachten Stillstands keine moralische Autorität besitzt“, so der Missionar.
Unterdessen gab die Regierung bekannt dass die Universitäten am 4. Juli wieder geöffnet werden sollen. „Möchte man damit das eigene Ansehen retten? Die entstandenen Spaltungen und die fehlende Gewissheit, dass die Dinge sich geändert haben, sind kein guter Ausgangspunkt für den Präsidenten, der seit jeher versucht Probleme zu schaffen, um sich schließlich als Retter der Nation darzustellen oder ganz einfach um die Aufmerksamkeit von anderen Problemen abzulenken, in einem Land dessen Volkswirtschaft stets vor dem Abgrund steht“, so der Missionar abschließend. (LM) (Fidesdiesnt 17/06/2011)


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