AFRIKA/COTE D’IVOIRE - „Der Krieg hat die Armen noch ärmer gemacht“, so Schwester Rosaria da Abobo nach Beendigung der Gefechte

Freitag, 6 Mai 2011

Abidjan (Fidesdienst) – „Die Situation hat sich nach vierwöchigen intensiven Gefechten wieder beruhigt. Es gibt immer noch sporadische Auseinandersetzunge, weil die Situation sich nach einer derartigen Entwicklung sich nicht von einem Tag auf den anderen ändern“, so die in Abobo in Abidjan tätige Schwester Rosaria von den Schwestern der Heiligen Familie. In Abobo agierte das so genannte „unsichtbare Kommando“ unter Ibrahim Coulibaly (auch IB genannt) gegen den Präsidenten Gbagbo. Gleichzeitig lehnte der Anführer dieser Einheiten jedoch den Premierminister des neuen Präsidenten Alassane Ouattara, Guillaume Soro, ab. Coulibaliy wurde Ende April ermordet.
Schwester Rosaria berichtet: „In den vergangenen vier Wochen seit Ende März bis zum Tod von Coulibaly, war ich als Einzige in unserer Krankenstation tätig. Ich habe Verletzte versorgt und unzählige Kugeln herausoperiert und Wunden genäht!“.
„Hatten sie keine Angst vor den Guerillakämpfern?“, fragen wir Schwester Rosaria. „Ich hatte keine Angst vor ihnen, denn sie konnten mir nichts tun“, antwortet die Ordensfrau. „Ich sagte ihnen: Wenn ihr mich umbringt, dann ist es nur zu meinem Vorteil, denn ich komme ins Paradies. Deshalb ist es besser für euch, wenn ihr mich respektiert.“
Die Ordensfrau hat bereits vielen Krisengebieten tätig: „Ich bin seit 40 Jahren in Krankenhäusern tätig, davon 35 Jahre in der Mission. Ich war 1973 in Guatemala zur Zeit des Guerillakrieges. Danach war ich in Libyen in Bengasi und Tobruk, wo ich mit dem heutigen Apostolischen Vikar in Tripolis, Bischof Giovanni Martinelli, zusammenarbeitete. Bischof Martinelle hat mich sehr bei meinem Engagement dafür unterstützt, dass das Krankenpflegerdiplom der Ordensfrauen vom libyschen Staat anerkannt wurde.
Schwester Rosaria beschreibt die derzeitige Lage des Gesundheitswesens in Abobo: „Jeden Tag behandeln wir über 100 Patienten. Wir arbeiten durchgehend von morgens bis abends. Die Lage ist ernst, denn die Menschen haben kein Geld zum Kauf von Medikamenten oder für Laboruntersuchungen. Vor allem schwangere Frauen und Kinder sind gefährdet. Kinder sterben an Malariainfektionen, was vor dem Krieg nicht geschah, insbesondere in Abidjan. Die Krise in Cote d’Ivoire dauert schon seit dem Jahr 2000 an und seither gibt es immer wieder Regionen im Land, in denen die Menschen Not leiden. Bevor ich nach Abobo kam, war ich in einem Ort im Norden des Landes an der Grenze zu Mali und Burkina Faso tätig. Dort hatten die Menschen nicht einmal etwas zu Essen.“
„Die Krise scheint zu Ende, doch die Armen wurden dadurch noch ärmer“, so Schwester Rosaria abschließend. „Im Krankenhaus, in dem ich arbeite bedienen wir uns immer noch an den Vorräten, die ich in besseren Zeiten gehortet habe. Der Staat hat die Entsendung anderer Medikamente in Aussicht gestellt und wir hoffen, dass wir am Montag eine erste Lieferung erhalten. Unterdessen müssen wir mit unserem kleinen Vorrat zurecht kommen. Die meisten unserer Patienten sind an Malaria erkrankt und leiden dadurch an Blutarmut. Die meisten sind zudem unterernährt“. (LM) (Fidesdienst, 06/05/2011)


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