AFRIKA/COTE D’IVOIRE - Nach der Festnahme Gbagbos bleibt unklar, was mit den bewaffneten Zivilsten und dem so genannten „unsichtbaren Kommando“ geschieht

Dienstag, 12 April 2011

Abidjan (Fidesdienst) – „In einigen Stadtvierteln Abidjans waren auch in der vergangenen Nacht und heute Morgen noch Schüsse zu hören“, so der Leiter des Büros für Entwicklung und menschliche Förderung der Caritaszentrale in Abidjan, Jean Djoman, zum Fidesdienst. In der Verwaltungshauptstadt von Cote d’Ivoire (Elfenbeinküste) wurde am gestrigen 11. April der scheidende Präsident Laurent Gbagbo von den Republikanischen Einheiten festgenommen, der sich zuletzt in der Residenz des Präsidenten verschanzt hatte. Zu der Festnahme kam es, nachdem die Einheiten der Vereinten Nationen und die im Land stationierten französischen Soldaten die Sicherheitskräfte des Präsidenten mehrmals unter Beschuss genommen hatten.
„Derzeit muss man noch vorsichtig sein, den wir wissen nicht, wie sich die Situation entwickeln wird. In verschiedenen Teilen der Stadt gibt es bewaffnete Jugendliche beider Lager, die sich weiterhin bekämpfen werden. Wenn die von den UN-Einheiten unterstützten Soldaten aus den Stadtvierteln abgezogen werden, besteht die Gefahr, dass es zu Auseinandersetzungen zwischen den bewaffneten Gruppen kommt“, so Djoman.
„Es muss betont werden, dass im Norden Abidjans, ins besondere im Stadtviertel Abobo, wo die Offensive gegen Gbagbo begann, immer noch das so genannte ‚unsichtbare Kommando’ existiert. Wir wissen nicht wie die Beziehungen der künftigen neuen Regierung in Cote d’Ivoire mit diesen bewaffneten Gruppen sein wird, die ihre Basislager in Abobo haben“, so Djoman weiter. Bei dem so genannten „unsichtbaren Kommando“ kämpfte unter Leitung eines ehemaligen Rebellenanführers aus dem Norden des Landes gegen Gbagbo, doch Einzelheiten über die Beziehungen zu den offiziellen „Republikanischen Einheiten“ sind nicht bekannt, die Abidjan ausgehend vom Nordwesten des Landes erobert haben. „Der Befehlshaber des ‚unsichtbaren Kommandos’ (Ibrahim Coulibaly, der auch kurz ‚Ib’ genannt wird) könnte nun politischen Ehrgeiz zeigen. Die Beziehungen zwischen dem unsichtbaren Kommando und den Republikanischen Einheiten sind nicht klar definiert… Wir werden abwarten müssen, wie sich die Dinge in den kommenden Tagen entwickeln“, erklärt Djoman.
„Die humanitäre Lage bleibt weiter ernst, da die Hilfsorganisationen angesichts der Unsicherheit nicht das ganze Land versorgen können, dies gilt auch für die Vertriebenen und die Menschen in der Stadt. Vor allem auch auf den Märkten sind Grundnahrungsmittel knapp geworden. Wenn man etwas findet, dann sind die Waren sehr teuer. Immer wieder kommt es auch zu Plünderungen“, so der leitende Caritasmitarbeiter. „Die Verteilung von Trinkwasser und die Stromversorgung wurde in der ganzen Stadt praktisch wieder hergestellt, obschon es immer wieder zu Unterbrechungen kommt“. „Unter solchen Bedingungen wird die vollständige Wiederaufnahme der Hilfsaktivitäten von der Sicherheitslage abhängen“, so der Caritasvertreter abschließend. (LM) (Fidesdienst, 12/04/2011)


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