AFRIKA/LIBYEN - Apostolischer Vikar von Tripolis: „Die Bereitschaft zu Verhandlungen wächst… und die katholische Kirche soll eine Mittlerrolle übernehmen“

Montag, 4 April 2011

Tripolis (Fidesdienst) – „In den vergangenen Tagen gab es keine Bombenagriffe auf Tripolis. Die Situation ist dramatisch, da Lebensmittel und Treibstoff knapp sind, doch es herrscht zumindest vorübergehend Ruhe. Vielleicht ist man sich bewusst geworden, dass man trotz aller Präzision bei den Angriffen immer auch Zivilisten in Mitleidenschaft zieht. Ich versteh die Absichten, die sich hinter den Bomben verbergen, doch so kann die Krise nicht gelöst werden“, so der Apostolische Vikar in Tripolis, Bischof Giovanni Innocenzo Martinelli.
„Mir scheint, als ob die Bereitschaft zu Verhandlungen wächst, obschon dabei noch einige Hindernisse beseitigt werden müssen. Ich appelliere erneut an die Afrikanische Union und an Europa mit der bitte um eine Intensivierung der Friedensbemühungen. Die Menschen sind des Krieges und der Bomben müde“, so Bischof Martinelli. Einige Vertreter des libyschen Regimes halten sich derzeit in europäischen Hauptstädten auf und bemühen sich dort um die Herbeiführung einer politischen Lösung der Krise.
Bischof Martinelli berichtet von zwei Begebenheiten, die seiner Meinung nach den Wunsch der Libyer nach Frieden unter Beweis stellen: „Zwei Frauen, die ein ausgezeichnetes Italienisch sprachen, weil sie eine katholische Schule besucht hatten, kamen zu mir und baten darum, dass sich die katholische Kirche für die Aussöhnung unter der libyschen Bevölkerung einsetzen soll“. Außerdem habe er von einer Ordensfrau, die in Yafran tätig ist erfahren, dass „die Rebellen sich zurückgezogen haben sollen, nachdem Vereinbarungen über eine lokale Aussöhnung getroffen wurden“.
Bischof Martinelli bringt jedoch seine Sorge im Hinblick auf jene Gebiete Libyens zum Ausdruck, aus denen weitere Gefechte gemeldet werden: insbesondere Misurat, „wo immer noch gekämpft wurde und wir nicht wissen, ob die kleine, vorwiegend aus Filipinos bestehende Gemeinde, noch existiert. Auch mit Bengasi ist es kaum Möglich einen Kontakt herzustellen“. „In Tripolis versuchen wir die kirchlichen Aktivitäten trotz zahlreicher Schwierigkeiten fortzusetzen. Am gestrigen Sonntag haben wir zwei Gottesdienste gefeiert, die gut besucht waren. Dies ist ein Zeichen des Glaubens und der tiefen Gemeinschaft“.
Wie Bischof Martinelli berichtet sollen 70 eritreische Schiffsbrüchige tot am Strand von Tripolis aufgefunden worden sein: „Nachdem sie in das Leichenhaus der Stadt gebracht wurden, wurden sie nach der Freigabe auf dem christlichen Friedhof beigesetzt. Das Leichenhaus ist voll mit Menschen, die bei den Gefechten ums Leben kamen. Deshalb mussten die Leichen dieser armen Menschen so schnell wie möglich begraben werden.“ (LM) (Fidesdienst, 04/04/2011)


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