AFRIKA/LIBYEN - Apostolischer Vikar in Tripolis betont „Der Weg zum Frieden führt über die Afrikanische Union“ und beklagt: „Die Bomben der Alliierten fordern Opfern unter den Zivilisten“

Mittwoch, 30 März 2011

Tripolis (Fidesdienst) – „Wenn man sich wirklich um eine diplomatische Lösung der libyschen Krise bemühen will, dann führt der Weg über die Afrikanische Union. Ihre Abwesenheit bei der Konferenz in London hat mich enttäuscht“, so der Apostolische Vikar in Tripolis, Bischof Giovanni Innocenzo Martinelli. Gestern fand in London eine Konferenz zur Krise in Libyen statt an der Vertreter von 40 Staaten und internationalen Organismen teilnahmen (UNO, Arabische Liga, Organisation der Islamischen Konferenz, Europäische Union, NATO). Der Heilige Stuhl war durch den Apostolischen Nuntius in Großbritannien, Erzbischof Antonio Mennini vertreten. Die Afrikanische Union war eingeladen worden, sagte aber wegen angeblicher „interner Meinungsverschiedenheiten“ ab. Der Nationale Übergansrat in Bengasi war hingegen durch eine eigene Delegation vertreten. Im Rahmen des Treffens wurde die Einrichtung einer „Kontaktgruppe“ zur libyschen Krise beschlossen, die in regelmäßigen Abständen tagen soll. Unter anderem wurde auch in Betracht gezogen, Teile der Rebellen mit Waffen auszurüsten.
„Man will den Krieg fortsetzen. Die Rebellen befinden sich vor den Toren von Sirte, doch es wird nicht einfach sein, Sirte zu erobern. Wenn man Teile einer Bevölkerung im Kampf gegen den anderen Teil bewaffnet, verstößt das gegen die Moral“, so Bischof Martinelli. „Meiner Meinung dienen die Bomben der Alliierten nicht dem Schutz der Zivilbevölkerung. Die angeblich präzisen Bombenangriffe auf militärische Ziele betreffen immer auch die umliegenden zivilen Gebäude. Ich weiß zum Beispiel, dass ein Krankenhaus indirekt durch den Abwurf der Bomben beschädigt wurde. Fenster und Türen wurden zerstört und die Patienten stehen unter Schock. Man sollte wissen: Militäroperationen fordern immer auch Opfer unter den Zivilisten, die man angeblich mit diesen Aktionen schützen will“, so der Apostolische Vikar in Tripolis.
„Ich wiederhole: wenn man eine friedliche Lösung suchen will, muss man die Afrikanische Union, die Arabische Liga und andere lokale Organismen mit einbeziehen. Doch mir scheint, dass hier eine andere Logik gilt“, so Bischof Martinelli. „Die Asylsuchenden aus Eritrea und Äthiopien wurden größtenteils nach Tunesien gebracht. Einige konnten auch nach Malta oder Lampedusa ausreisen. Hier in Tripolis ist nur noch etwa ein Viertel von ihnen. Doch es halten sich hier weiterhin Gastarbeiter aus anderen afrikanischen Ländern (Kongo, Tschad, etc. …) auf“, so Bischof Martinelli abschließend. (LM) (Fidesdienst, 30/03/2011)


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