AFRIKA/TUNESIEN - Bischof von Tunis zum Fidesdienst: „Nur durch eine Zusammenarbeit zwischen Europa und Nordafrika kann die unkontrollierte Auswanderung gestoppt werden“

Dienstag, 15 Februar 2011

Tunis (Fidesdienst) – „Das Phänomen gibt es seit langem, bereits in der Zeit vor den jüngsten Ereignissen, denn junge Menschen in den Ländern Nordafrikas (Tunesien, Algerien und Marokko) haben immer davon geträumt an die nördlichen Ufer des Mittelmeers zu gelangen“, so Bischof Maroun Elias Lahham von Tunis, von wo aus unzählige Auswanderer versuchen über Italien in die Länder der Europäischen Union zu gelangen. „Tunesien erlebt eine Zeit der sozialen, wirtschaftlichen und politischen Unsicherheit und dadurch, dass die Polizei weniger strenge Kontrollen durchführt, verlassen unzählige Menschen das Land auf dem Weg zum anderen Ufer des Mittelmeers. Dieses Phänomen gibt es seit langem, doch derzeit nimmt es infolge der Instabilität im Land größere Ausmaße an“, so Bischof Lahham.
Auf die Frage, ob ein Ende der Auswanderungswelle in Sicht ist, sagt der Bischof von Tunis: „Es wird davon abhängen, ob die neue Regierung bessere Arbeitsmöglichkeiten schaffen kann, in einem Land, in dem die Arbeitsrate offiziell bei 14% liegt, in der Realität aber mindestens 20% erreicht. Man muss dabei bedenken, dass viele junge Arbeitslose weiterführende Schulabschlüsse haben oder sogar ein Universitätsdiplom besitzen. Von 80.000 Akademikern, die jedes Jahr die tunesischen Universitäten verlassen, finden nur die Hälfte in Tunesien einen Arbeitsplatz“.
„Was kann Europa diesbezüglich tun?“, fragen wir Bischof Lahham. „Ich habe gestern erfahren, dass die Europäische Union 258 Millionen Euro für Entwicklungsprojekte in Tunesien zur Verfügung stellen will“, so der Bischof von Tunis. „So würde man nicht nur den Menschen in Tunesien helfen, sondern Europa auch vor einem Zustrom von Auswanderern schützen, den Italien und die Europäische Union nur schwer bewältigen können. Ich weiß, dass Italien nicht all diese Menschen aufnehmen kann, die dorthin auswandern wollen. Deshalb führt der Weg der Kontrolle des Phänomens über die Entwicklungszusammenarbeit unserer Länder, damit man junge Menschen davon überzeugen kann, dass sie im eigenen Land zur Entwicklung beitragen können“, so Bischof Lahham abschließend. (LM) (Fidesdienst, 15/02/2011)


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