AFRIKA/COTE D’IVOIRE - Zwei Präsidenten, zwei Regierungen: Cote d’Ivoire droht das Chaos; Kirche ruft zu „Vernunft“ auf

Montag, 6 Dezember 2010

Abidjan (Fidesdienst) – Cote d’Ivoire hat zwei Präsidenten und zwei Regierungen. Alassane Ouattara, der nach Ansicht der Unabhängigen Wahlkommission und der internationalen Staatengemeinschaft die Präsidentschaftswahl vom 28. November gewonnen legte seinen Amtseid durch ein Schreiben an den Verfassungsrat ab, der für die Verkündigung des Wahlsiegers zuständig ist. Eben dieser Verfassungsrat widerrief auf der Grundlage angeblicher Unregelmäßigkeiten den von der Wahlkommission verkündeten Wahlsieg und erklärte den scheidenden Präsidenten Laurent Gbagbo zum Sieger (vgl. Fidesdienst 4. Dezember 2010). Gbagbo legten seinen Amtseid bereits einige Stunden vor Ouattara im Präsidentenpalast ab.
Ouattara bat den scheidenden Premierminister Guillaume Soro um eine umgehende Regierungsbildung und bestätigte ihn im Amt. Gbagbo ernannte unterdessen am Abend des 5. Dezember Gilbert Marie N’gbo Aké zum Premierminister einer anderen Regierung. Die Afrikanischen Union bat den ehemaligen südafrikanischen Präsidenten Thabo Mbeki um die Vermittlung zwischen den beiden Seiten.
„Die Situation ist sehr schwierig. Mbeki wird seine Mittlertätigkeit fortsetzen, doch momentan gibt es keine Möglichkeiten der Einigung, denn sowohl Gbagbo als auch Ouattara beharren auf der jeweils eigenen Position“, so ein Beobachter aus Kreisen der Ortskirche. „Die katholische Kirche hat angeboten, ebenfalls zur Vermittlung beizutragen und ruft fortwährend zum Dialog und zur Ruhe auf. Gestern hatte Erzbischof Jean-Pierre Kutwa von Abidjan in seiner Eigenschaft als Spreche des Forums der Religionsvertreter für friedliche Wahlen bei der Einweihung einer neuen Kirche in Abidjan Gbagbo und Ouattara zur Vernunft und die Bevölkerung zur Ruhe aufgefordert. Erzbischof Kutwa versicherte den Gläubigen, dass Gott Cote d’Ivoire nicht verlassen werden und das eine friedliche Lösung möglich ist“, so der Beobachter.
Die Situation bleibt auch nach der Aufhebung des Waffenstillstands und der Öffnung der Grenzen weiterhin angespannt. „Wie eine der Opposition nahe stehende Zeitung berichtet, sollen bei Unruhen in verschiedenen Teilen des Landes 54 Menschen gestorben sein, wovon die Medien des Präsidenten jedoch nicht berichten. Es handelt sich um Informationen, die nur schwer zu prüfen sind. Damit der Verbreitung von Nachrichten und vor allem von ‚Gerüchten’ vorzubeugen, wurde der SMS-Verkehr über Mobiltelefone vorübergehend eingestellt“. (LM) (Fidesdienst, 06/12/2010)


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