AMERIKA/EL SALVADOR - Vertreter der Jugendbanden wünschen sich den Dialog mit Präsident Funes: Situation in der Hauptstadt bleibt kritisch

Donnerstag, 9 September 2010

San Salvador (Fidesdienst) – Großes Aufsehen erregte der TV-Auftritt von P. Antonio Rodriguez, der seit 12 Jahren in El Salvador lebt und arbeitet: am Abend des 8. September verlas er in einer Fernsehsendung eine Verlautbarung der Jugendbanden (die so genannten „Maras“) und versuchte dabei im Dialog mit den Behörden des Landes zu vermitteln. Der aus Spanien stammende Pater Rodriguez betreut die katholische Pfarrgemeinde Mejicanos, in einem Stadtviertel, in dem Jugendbanden vor wenigen Wochen einen Bus in Brand steckten (vgl. Fidesdienst vom 30. Juni 2010).
In seiner Ansprache erklärte der katholische Priester, die Jugendlichen seien bereit, den Dialog mit den Vertretern des Staates aufzunehmen, damit „die Haftbedingungen verbessert werden und die Insassen von Vollzugsanstalten eine Berufsausbildung erhalten und die eigenen Familien unterstützen können“. Vor wenigen Tagen hatte die Direktion der Vollzugsanstalten in sechs Gefängnissen des Landes den Notstand ausgerufen, nachdem die Insassen dort zum Aufstand aufgerufen hatten. „In unsren Gefängnissen werden viele Rechte mit Füssen getreten“, so auch P. Rodriguez, „Mitglied einer Bande zu sein heißt nicht automatisch, dass man auch kriminell ist“.
Die Jugendbanden „18“ und „Mara Salvatrucha“ protestieren unterdessen gegen einen Gesetzentwurf, der „die Existenz, Legalisierung und Finanzierung von illegalen Gruppen oder Organisationen verbieten soll, die als Maras oder Todesschwadron bezeichnet werden“ und höhere Haftstrafen für denen Mitglieder vorsieht (vgl. Fidesdienst vom 13. Juli 2010). Bei einem TV-Auftritt hatte ein Mitglied der „Mara Salvatrucha“-Bande mit verhülltem Gesicht erklärt: „Die neue Regierung unter Präsiden Funes hat versprochen, dass sie allen Teilen der Gesellschaft offen gegenübersteht. Vor ein paar Monaten wurden Beratungen mit den verschiedenen Sektoren einberufen, bei der die Gewaltbekämpfung im Mittelpunkt stand. Wir waren nicht eingeladen“. Auch die Bande „18“ lehnt den neuen Gesetzentwurf ab und bittet die Behörden um „einen transparenten Dialog mit dem Ziel der Suche nach Lösungen für das Gewaltproblem“.
In vielen Teilen der Stadt bleiben bis zu 70% der Geschäfte geschlossen, die öffentlichen Verkehrsmittel stehen zu 80% still und auf den wichtigsten Verbindungsstraßen patrouillieren Sicherheitskräfte. Der Chef der Nationalen Zivilpolizei (PNC) Carlos Asencio, lehnte unterdessen einen Dialog ab. „Wir sind nicht bereit, mit Kriminellen zu sprechen“, lautet seine Begründung. „Die Banden wissen genau worauf das neue Gesetz abzielt. Es geht dabei bestimmt nicht um Kinder und Jugendliche, die von Kriminellen dazu bewegt werden, sich solchen Banden anzuschließen“, so der Polizeichef weiter. „Im Gegenteil, ich möchte die Gelegenheit nutzen und Jugendliche dazu auffordern, zu ihren Eltern und Familien zurückzukehren, und die kriminellen Organisationen zu verlassen. (CE) (Fidesdienst, 09/09/2010)


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