AFRIKA/DEMOKRATISCHE REPUBLIK KONGO - UNO: 500 Vergewaltigungen in einem Monat im Kivu. Ein Missionar kommentiert im Gespräch mit dem Fidesdienst

Mittwoch, 8 September 2010

Kinshasa (Fidesdienst) – „Endlich haben auch die Vereinten Nationen die Lager erkannt, die wir als Missionare schon seit langer Zeit beklagen. Ich frage mich jedoch, ob sich dahinter nicht strategische und politische Interessen verbergen, wenn ein solcher Bericht gerade jetzt veröffentlicht wird“, so ein Missionar aus Bukavu, der Hauptstadt der Region Kivu (im Osten der Demokratischen Republik Kongo zum Fidesdienst) zum Bericht des UN-Untersekretärs für Friedensmissionen, Atul Khare. Wie aus dem Bericht hervorgeht kam es zwischen Juli und August in der Region zu 500 Vergewaltigungen. In den meisten Fällen wurde die Gewalt von den Rebellen der FDLR und den Mitgliedern der Mai-Mai-Rebellen verübt. In der Region sind seit langem auch Soldaten der UN-Mission im Kongo (MONUSCO) stationiert, denen es jedoch nicht gelingt, solche Verbrechen zu verhindern. „Unser Vorgehen war nicht angemessen und führte zu inakzeptabler Gewalt unter den Bewohner der Dörfer…wir müssen mehr tun.“, so Khare.
„Ich frage mich, weshalb die UNO gerade jetzt auf eine solche Situation hinweist? Außerdem wird in dem Bericht der Vereinten Nationen nur die von der FDLR und den Mai Mai verübte Gewalt erwähnt und was andere bewaffnete Gruppen, einschließlich der Blauhelme tun, wird verschwiegen“, so der Missionar, der aus Sicherheitsgründen anonym bleiben möchte. „Ich weiß nicht, ob eine Verbindung zwischen diesem plötzlichen Erwachen der UN und der Debatte über den Rückzug der Vereinten Nationen aus dem Kongo besteht, die von den Einheimischen misstrauisch betrachtet werden, da man vermutet, dass sich hinter dem Einsatz der UN-Truppen ausländische Interessen verbergen. Es trifft jedoch auch zu, dass die Abgeordneten des Südkivu selbst die Vereinten Nationen gebeten haben, die Truppen nicht sofort zurückzuziehen, weil es dann auch den einzigen, wenn auch unzureichenden Schutz gegen die schlimmste Gewalt nicht mehr geben würde“.
„Ich würde auch hinzufügen, dass in diesem Moment auch die Operation ‚Amani Leo’ fortgesetzt wird, die auf die Operation Kimia II. folgte, mit der im Kivu die Einheiten der FDLR bekämpft werden, über die man wenig weiß, die jedoch viel Leid unter der Zivilbevölkerung verursacht“, so der Missionar abschließend. Die Gewalt gegen die Zivilisten durch kongolesische Soldaten wurde vom Befehlshaber der Operation „Amani Leo“, Delphin Kahimbi, selbst denunziert, der am 2. September seine Soldaten verwarnte und mit strengen disziplinären Maßnahmen gegen jene Soldaten drohte, die Gewalt unter der Zivilbevölkerung verüben.
Bereits am 30. August hatte Erzbischof Laurent Monsengwo Pasiny von Kinshasa nach Bekanntwerden der ersten Nachrichten über die Gewalt im Kivu betont er sei „schockiert und entsetzt“ über diese „unmenschlichen Handlungen“. In diesem Zusammenhang forderte er von den Behörden des Landes wirksame Maßnahmen zur Vorbeugung gegen weitere Gewalt und Ermittlungen der Justiz gegen die Verantwortlichen. (LM) (Fidesdienst 08/09/2010)


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