AFRIKA/DEMOKRATISCHE REPUBLIK KONGO - Die Ermordung von indischen Blauhelmen als Warnung für diejenigen, die sich der Teilung des Kongo widersetzen?

Freitag, 20 August 2010

Kinshasa (Fidesdienst)- “ Ein beispielloser Fall, der mich fassungslos macht“ sagt P. Loris Cattani, ein Xaverianer Missionar mit langer Erfahrung in der Demokratischen Republik Kongo, zu Fides als Kommentar zum Angriff auf das Lager der UN-Mission (MONUSCO) in Kongo, in Kirumba im Nord-Kivu, im Osten des Landes. In der Nacht des 18. August haben ungefähr sechzig Männer mit Blankwaffen das Lager angegriffen, das sich 140 km nördlich der Hauptstadt Goma befindet, 3 indische „Blauhelme“ getötet und 7 verletzt.
Die kongolesischen Behörden haben zwei verdächtige Personen aufgegriffen, von denen eine gestanden hätte, am Angriff auf die UN-Soldaten teilgenommen zu haben.
Die beiden Verdächtigen würden der Gruppe Mai-Mai Pareco angehören. Der Ausdruck „Mai Mai“ bezeichnet eine Reihe von Guerilla-Gruppen, die im Osten der Demokratischen Republik Kongo gegen Einmischungen ausländischer Art gekämpft haben. Aber auch ihre Kämpfer tragen Verantwortung für Gräueltaten gegen Zivilisten. „Die Mai-Mai Pareo werden beschuldigt, Urheber des Verbrechens zu sein. Ich habe keine Informationen, um diese Anklage zu bestätigen oder zu dementieren. Ich möchte jedoch anmerken, dass eine lokale Zeitung dieser Version keinen Glauben schenkt und behauptet, der Anschlag wäre von einer anderen Gruppe verübt worden, die sich als Mai-Mai ausgegeben hätte“ sagt P. Cattani.
Die Zeitung BeniLubero Online behauptet, dass der Anschlag auf die „Blauhelme“ von einer falschen Mai-Mai Gruppe ausgeübt worden wäre, um eine nicht existierende Bedrohung zu schaffen als Rechtfertigung für einen neuen Krieg in der Region und um gleichzeitig ein Signal an Indien zu senden (dessen Soldaten Gegenstand des Angriffs im UN-Lager waren), welches sich der Teilung der Demokratischen Republik Kongo widersetzt.
Laut Angaben der kongolesischen Zeitung wäre die UN-Mission in Kongo verdorben durch eine Spaltung zwischen einerseits den beteiligten Mächten, die an der Aufeilung des Kongo in kleinere und somit leichter kontrollierbare Staaten (einer sog. „Balkanisierung“) interessiert sind und andererseits jenen, die trotz wirtschaftlicher Interessen im Land, gegen die Aufteilung sind. Aus diesen Gründen hat die MONUSCO, ebenfalls laut Angaben des BeniLubero Online, seit geraumer Zeit in den Augen der lokalen Bevölkerung an Ansehen verloren.
„Sicherlich geht die MONUSCO geschwächt aus dieser Geschichte hervor, denn es scheint, sie sei nicht einmal in der Lage, sich selbst zu verteidigen, geschweige denn die Zivilbevölkerung zu schützen. Man spricht wenig darüber, aber es gibt ständig Morde, vor allem am Händlern im Gebiet von Beni und Butembo, circa 250 km nördlich von Goma, der Hauptstadt des Nord-Kivu“ so weiter P. Cattani.
Im Osten der Demokratischen Republik Kongo sind seit längere Zeit einige ausländische Guerilla-Gruppen aktiv, die Schrecken unter der Bevölkerung verbreiten.
Unter ihnen die Demokratischen Kräfte zu Befreiung Ruandas (FDLR, entstanden aus den ruandischen Hutu-Gruppen, die sich nach 1994 in die Zone geflüchtet hatten), die Widerstandsarmee des Herrn (LRA) und die ADF/NALU, die beiden letzteren ugandische Gruppen.
„In letzter Zeit spricht man wenig über die FDLR, die herangezogen wurden, um die ausländischen Eingriffe in Kivu zu rechtfertigen. Ich hoffe nicht, dass nun jemand die Ausrede der Mai-Mai benutzt, um weiterhin Spaltung und Schrecken im Gebiet zu säen. Seit geraumer Zeit gibt es ein Projekt, die lokalen Bevölkerungsgruppen zur Flucht zu zwingen, um sie durch andere zu ersetzen und ungestraft die lokalen Ressourcen auszubeuten. Die Gewalt gegen Zivilisten ist Teil dieses Programms“ sagt der Missionar am Ende. (L.M.) (Fidesdienst 20/8/2010)


Teilen: