AFRIKA/GUINEA BISSAU - Das Drama der ehemaligen Koranschüler: als Straßekinder werden sie oft missbraucht

Montag, 2 August 2010

Gabu (Fidesdienst) – Schüler der Koranschulen, die der Aufsicht eines Religionsvertreters anvertraut wurden, und auch als „Talibés“ bekannt sind, werden in Guinea Bissau oft ausgebeutet oder missbraucht. Um diesem ernsten Problem entgegenzuwirken veranstalten Kinderschutzorganisationen Treffen mit den Angehörigen, die eine Rückführung dieser Kinder in die eigene Herkunftsfamilie anregen sollen. Oft haben diese Kinder ihre Eltern jedoch kaum kennen gelernt oder schon als Kleinkinder Gewalt erfahren. Wie aus einem vor kurzem veröffentlichten Bericht von „Human Rights Wacht“ (HRW) hervorgeht, stammt ein Großteil der rund 60.000 Talibés aus Senegal oder aus den östlich von Bissau gelegenen Städten Bafata und Gabu. „Es ist nicht einfach, die Herkunftsfamilien zu finden, da viele Kinder ihre Familien bereits verlassen haben, als sie noch sehr klein waren und sich nur an den Namen ihrer damaligen Bezugsperson oder Großeltern erinnern“, heißt es in einer Erklärung der einheimischen Nichtregierungsorganisation „Association des Amis de l’Enfant“ (AMIC) mit Sitz in Gabu, die sich seit 2004 um die Zusammenführung der Kinder mit ihren Familien bemüht. Die Familien aus der vorwiegend von Muslimen bewohnten Region schicken ihre Kinder in Koranschulen in Tambacounda im Westen des Senegal oder nach Thies, Dakar und St. Louis im Norden des Landes. Oft zwingen die Lehrer die Schüler jedoch zum Betteln oder sie schlagen die Schüler regelmäßig. In einem Bericht des Kinderhilfswerks UNICEF aus dem Jahr 2007, der in Zusammenarbeit mit der International Labour Organisation und der World Bank angefertigt wurde, wird festgestellt, dass viele der bettelnden Kinder in Dakar unterernährt sind. Wie HRW betont sind viele der Kinder auch krank, da sie keinen Zugang zu medizinischer Versorgung haben. Das AMIC-Aufnahmezentrum bietet rund 40 Kindern langfristig Unterkunft, 20 weitere können vorübergehend in einer Notunterkunft untergebracht werden. Seit November 2005 betreute das Hilfswerk in seinen Einrichtungen insgesamt 253 Kinder. Mit Unterstützung der schweizer Regierung und der Internationalen Organisation für Migration sowie des Menschenrechtsinstituts mit Sitz in Genf kommt AMIC auch für die Schulkosten der Kinder im schulpflichtigen Alter auf. Einige Kinder konnten in ihre Herkunftsfamilien zurückgeführt werden: 2006 waren es 30. Die meisten Familien, die ihre Kinder von zuhause fort schicken sind arm und leben in Dörfern, die tausende Kilometer von den Koranschulen entfernt sind. Als Erwachsen verdienen sich diese Kinder oft ihren Lebensunterhalt als ambulante Händler, Verkäufer von Telefonkarten oder Gebrauchtwaren. (AP) (Fidesdienst, 02/08/2010)


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