ASIEN/THAILAND - „Soziale Ungerechtigkeit und Korruption sind die Ursachen der Krise“, so der Vorsitzende der Bischofskonferenz zum Fidesdienst

Donnerstag, 6 Mai 2010

Bangkok (Fidesdienst) – Die von weiten Teilen der Bevölkerung als ungerecht empfundene soziale Ungleichheit und die Korruption sind die Hauptfaktoren, die sich hinter der derzeitigen politischen und sozialen Krise in Thailand verbergen: so der Vorsitzende der Thailändischen Bischofskonferenz, Erzbischof Louis Chamniern Santisukniram von Thare and Nonseng, im Gespräch mit dem Fidesdienst.
„Die Unruhen der vergangenen Wochen lassen sich auf Probleme der sozialen Gerechtigkeit zurückführen“, so der Erzbischof im Gespräch mit dem Fidesdienst „Ein Teil der Bevölkerung beklagt die Ungleichheit zwischen den Bürgern des Landes und viele Bürger haben das Gefühl, dass man sie ungerecht behandelt, dass es für sie im Vergleich zu anderen nicht die gleichen Rechte, dieselben Möglichkeiten und denselben Lebensstandard gibt. Deshalb geht es um eine Frage der sozialen Gerechtigkeit, deren Ursprung wiederum das Problem der Korruption ist. Wie in verschiedenen anderen asiatischen Ländern ist dies ein großes Problem, das die dringende Notwendigkeit der moralischen Integrität, der Transparenz, der Ethik und des Verantwortungsbewusstseins bei politischen Führungskräften und allen, die an der Regierung beteiligt sind, in den Vordergrund stellt.“
Die katholische Kirche und ein Großteil der Bevölkerung begrüßen die „road map“ der Regierung zur Überwindung der aktuellen Krise, die fünf wesentliche Lösungsansätze enthält: die Monarchie soll nicht als Mittel des politischen Machtkampfs benutzt werden; der politische und soziale Konflikt soll von den Medien nicht zusätzlich geschürt werden; es soll eine unabhängige Ermittlungskommission zu den Episoden der Gewalt in den vergangenen Wochen (mit 27 Toten und 900 Verletzten) eingesetzt werden; es ist ernsthaftes Engagement für den Frieden notwendig. Auf der Grundlage dieser „road map“ kündigte Premierminister Abhisit am heutigen 6. Mai die Auflösung des Parlaments im September und Neuwahlen für den 14. November 2010 an.
„Es muss betont werden, dass es sich um eine politische Frage handelt und die Situation äußerst delikat und schwierig ist“, betont der Vorsitzende der Bischofskonferenz, „Thailand ist ein Land mit einer eigenen Geschichte, seinen eigenen Modalitäten und einer eigenen demokratischen Entwicklung. Ich glaube, dass die ‚road map’ mit Sicherheit Erfolg hätte, wenn es vorher eine Absprache mit der Opposition geben würde. In der Politik ist es wichtig, dass man sich auf der Grundlage des Dialogs, der Zusammenarbeit und der Kompromissbereitschaft gegenüber den anderen beteiligten Parteien bewegt. Wir hoffen weiterhin auf eine Einigung und beten dafür, dass es keine Gewalt gibt und dass das Land wieder auf den Weg der gesunden Demokratie und der Stabilität zurückfindet.“
Zur Rolle der Religionsführer in der gegenwärtigen Krise sagt der Erzbischof: „Es muss auch betont werden, dass die Politik bei der gegenwärtigen Krise die Religionsgemeinschaften nicht ausdrücklich um Unterstützung gebeten hat. Als katholische Kirche haben wir zusammen mit den anderen Religionsgemeinschaften trotzdem versucht durch unser Gebet einen Beitrag zu leisten, indem wir zum Dialog aufrufen und durch unsere Bildungsarbeit die Menschen zu Legalität, sozialer Gerechtigkeit und moralischer Integrität bei sozialen und politischen Handeln hinführen. Für die kommenden Monaten habe ich die katholischen Gläubigen auch zu direktem Engagement auf lokaler Verwaltungsebene aufgefordert, damit durch unsere Bildungsarbeit die Inhalte der Katholischen Soziallehre bekannt gemacht werden.“ (PA) (Fidesdienst, 06/05/2010)


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