AFRIKA - Nach dem Scheitern des Gipfeltreffens in Scharm-el-Scheik befürchten manche einen möglichen „Nilkrieg“

Mittwoch, 28 April 2010

Rom (Fidesdienst) – Mit „Nilkrieg“ betitelt die kongolesische Tageszeitung „Le Potentiel“ einen Leitartikel zum Scheitern des Gipfeltreffens in Scharm-el-Scheik, wo ein neues Abkommen über die Nutzung der Nilgewässer verhandelt werden sollte (vgl. Fidesdiesnt vom 15. April 2010).
Der Autor weist darauf hin, dass sowohl Ägypten, als auch der Sudan ihren Anspruch auf die Nutzung eines Großteils der Gewässer des längsten Flusses Afrikas auf Vereinbarungen zurückführen, die von den damaligen Kolonialmächten geschlossen wurden.
„Es ist normal, dass souveräne Staaten wie Burundi, Äthiopien, Kenia, Uganda, die Demokratische Republik Kongo, Ruanda Tansania und Eritrea die Vereinbarungen anfechten, die von der damaligen britischen Kolonialmacht mit Ägypten und dem Sudan geschlossen wurden“, heißt es in dem Leitartikel der kongolesischen Tageszeitung weiter.
„Le Potentiel“ erinnert auch daran, dass das einzige von allen Beteiligten anerkannt Abkommen zur Nutzung der Nilgewässer 1999 in Tansania von den Mitgliedstaaten der Initiative des Nilbeckens (IBN) unterzeichnet wurde und die Aufteilung der Gewässer und die gemeinsame Nutzung der Ressourcen des Flusses vorsieht, „in einer Perspektive des sozialen und wirtschaftlichen Fortschritts für rund 300 Millionen Einwohner in der Region“.
„Die Starrköpfigkeit Ägyptens, von der sich auch der Sudan anstecken ließ, hat die Unterzeichnung eines neue Rahmenabkommens für die künftige Kooperation Jahr um Jahr um fünf Jahre hinausgezögert“, betont der Autor.
Die dadurch entstandene Ungewissheit habe Geberländern und den internationale Finanzinvestoren davon abgehalten, die geplante Entwicklungsprojekte zu unterstützen.
Infolge dieser Entwicklung stiegen die Spannungen zwischen den Ländern, die den Nil als einen Entwicklungsfaktor betrachten und Ägypten und dem Sudan, für die es vor allem um Sicherheitsfragen geht. Kairo und Khartum würden Zugeständnisse deshalb als einen Verrat an den Interessen des eigenen Landes betrachten.
Sollte es nach dem Referendum im Jahr 2011 einen unabhängigen Südsudan geben, dann würde ein weiterer Staat Ansprüche im Hinblick auf die Nutzung der Nilgewässer geltend machen. Deshalb werden wohl diplomatische Bemühungen notwendig sein, um einen Konflikt zu verhindern, der verheerende Folgen für Afrika und den Rest der Welt hätten. (LM) (Fidesdienst, 28/04/2010)


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