AFRIKA/GUINEA BISSAU - Die Hintergründe des versuchten Staatsstreichs in Bissau: Drogenhandel und interne Rivalitäten in den Reihen der Armee

Donnerstag, 8 April 2010

Bissau (Fidesdienst) – „Der Militärputsch scheint beendet zu sein und die führenden Vertreter der Armee haben sich bei Premierminister Carlos Gomes Junior, der festgenommen worden war, entschuldigt. Es ist nicht einfach zu erkennen, welche Manöver sich hintern den Spannungen der vergangenen Tage verbergen“, so ein Beobachter aus Kreisen der Ortskirche in Bissau zum Fidesdienst. In der Hauptstadt von Guinea Bissau hatte am 1. April ein Militärkommando den Ministerpräsidenten Carlos Gomes Junior und den Befehlshaber der Sicherheitskräfte, General José Zamora Induata sowie 40 Offiziere festgenommen.
An den darauf folgenden Tagen konnte Gomes Junior seine Amtsgeschäfte jedoch wieder aufnehmen, nachdem ihm bei einem Treffen mit dem Präsidenten Malam Bacai Sanha das Vertrauen ausgesprochen worden war und man ihn gebeten hatte, in seinem Amt zu bleiben. „General Induta befindet sich noch immer in Haft in einer Militärbasis in der Nähe der Hauptstadt Bissau“, so der Beobachter zum Fidesdienst. Er wurde von seinem Stellvertreter General Antonio Indjai abgelöst, der die aufständischen Soldaten angeführt hatte, dann aber die eigene Treue zu den demokratischen Institutionen versicherte.
„Man kennt die Ziele dieser Manöver nicht genau. Mit Sicherheit ist der Konteradmiral Josè Americo Bubo Na Tchute daran beteiligt, der ehemals das Kommando über die Marine hatte und dem man vorwirft bereits den versuchten Putsch im Jahr 2008 organisiert zu haben und der sich seit dem vergangenen 28. Dezember in den Räumlichkeiten der UNO in Bissau aufhielt. Zurzeit hält er sich ungestört zuhause auf“, so der Beobachter. Viele Beobachter bestätigen, dass sich hinter dem Staatsstreich auch die Interessen des Drogenhandels verbergen, nachdem Guinea Bissau zu einem wichtigen Umschlagsplatz zwischen Lateinamerika und Europa geworden ist. „Die Drogengeschäfte spielen mit Sicherheit eine Rolle. Doch es verbergen sich auch andere Interessen dahinter“, so der Beobachter weiter. „Auch die Militärs, die immer wieder in die Politik des Landes eingegriffen haben, handeln nicht immer aus eigener Initiative. In einigen Fällen werden sie von Politikern benutzt, die ihnen wirtschaftliche Vorteile und Karrieremöglichkeiten in Aussicht stellen. (LM) (Fidesdienst, 08/04/2010)


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