AFRIKA - Preisanstieg, mangelnde Infrastrukturen, geschlossenen Grenzen: darunter leiden 10 Millionen Menschen in der Sahel-Region

Mittwoch, 24 März 2010

Johannesburg (Fidesdienst) – Nach Ansicht eines Großteils der Agrarexperten könnte Westafrika den eigenen Lebensmittelbedarf durch regionalen Handel decken, wenn an den Grenzen ein freier Handel mit den wichtigsten Getreideprodukten insbesondere in kritischen Zeiten möglich wäre. Wie aus einer Untersuchung hervorgeht haben in Westafrika der Preisanstieg und das Ausbleiben der Regenfälle dazu geführt, dass sich 10 Millionen Menschen in der Sahel-Region in einer prekären Lage befinden, was die Lebensmitteversorgung anbelangt. Nach drei guten Erntejahren gab es in Niger erneut eine Hungersnot. Bereits 2004 hatten geringe Regenfälle und eine seit 15 Jahren anhaltende Heuschreckenplage, dazu geführt, dass über zwei Millionen Menschen unter Lebensmittelmangel leiden mussten. Die Krise, die sich im Laufe des Jahres 2005 zuspitzte, war auch durch die Schließung der Grenzen bedingt, die den freien Handel mit Lebensmittel behinderte und die Preise ansteigen ließ. Die ungünstigen klimatischen Bedingungen hatten auch das Weideland in Mitleidenschaft gezogen. Rund die Hälfte der Bevölkerung braucht Lebensmittelhilfen. Wie das „Famin Early Warning Systems Network (FEWS-NET) mitteilt, ist die Getreideernte 2009/2010 die schlechteste der vergangenen 20 Jahre. Niger und Nigeria, mit 57% der Lebensmittelproduktion in Westafrika der „Riese“ der Region, verzeichneten schlechte Ernten bereits im Jahr 2004/2005. Nigeria verbot den Export von Getreide und Burkina Faso alle Exporte womit ein weiterer potentieller Getreidelieferant für Niger ausfiel. Trotz geringer Preissenkungen nach der Ernte 2009 wurden in vielen westafrikanischen Ländern die Preise 2010 wieder angehoben. Internationale Hilfswerke haben die Fonds für diese Länder aufgestockt, doch es kann nur etwa 3,1% des Bedarfs gedeckt werden.
In Liberia wurde nach einem langsamen Aufschwung nach dem Ende des 14jänrigen Bürgerkrieges, bei dem die Landwirtschaft in die Infrastrukturen des Landes zerstört und die Lebensmittelproduktion und der Zugang zu Trinkwasser beeinträchtigt wurden, festgestellt, dass 2007 rund 20% der Kinder im Alter unter 5 Jahren an Unterernährung litten. Die Situation spitzt sich zu und im Jahr 2009 sank die Getreideproduktion um 24%. Wie aus einer Untersuchung im Jahr 2008 hervorgeht, litten 13% der Kinder im Alter zwischen sechs Monaten und fünf Jahren an Rachitis. In Sierra Leone fand nach einem jahrzehntelangen Bürgerkrieg ein langsamer Aufschwung statt, doch das Land befindet sich noch in einer Übergangsphase und der Wiederaufbau landwirtschaftlicher Infrastrukturen geht nur langsam voran. Insgesamt 21% der Kinder im Alter unter 5 Jahren leiden an Unterernährung.
Im Tschad führen die große Anzahl von Flüchtlingen aus Darfur und dem Norden der Zentralafrikanischen Republik, die bestehenden Konflikte und geringe Regenfälle zu einer drohenden Lebensmittelnot, von der vor allem auch die Märkte des Landes betroffen sind. Rund 20% der Kinder sind Unterernährt. In Cote d’Ivoire haben die politische Instabilität und Konflikte den Zugang zum Ackerland in verschiedenen Landesteilen erschwert und 19% der Kinder im Alter unter fünf Jahren sind unterernährt. In Guinea stieg die Inflation trotz einer guten Ernte im Jahr 2009 und der Preisanstieg führt dazu, dass viele sich Lebensmittel nicht leisten können: 21% der Kinder im Alter unter fünf Jahren sind unterernährt. In Guinea-Bissau ist nur ein Teil des Landes von der Instabilität betroffen, wo Drogenhandel und organisiertes Verbrechen, die Sicherheit des Landes beeinträchtigen. Das Fehlen von Investitionen im Agrarbereich und mangelnde Infrastrukturen behindern dort die Lebensmittelproduktion und 25% der Kinder im Alter unter 5 Jahren sind unterernährt. (AP) (Fidesdienst, 24/03/2010)


Teilen: