AFRIKA/GUINEA - „Die Unterentwicklung ist die Ursache für die Spannungen, die zu den Unruhen in N’Zérékoré führten“, so ein Beobachter aus kirchlichen Kreisen zum Fidesdienst

Montag, 8 Februar 2010

Conakry (Fidesdienst) – „Ein banaler Verkehrsunfall, der zur Eskalation der Gewalt führt, zeigt die desolaten sozialen Verhältnisse in Guinea und insbesondere in dieser Region des Landes“, so ein Beobachter aus kirchlichen Kreisen in Guinea zu den Auseinandersetzungen in N’Zérékoré, bei der zwei Menschen starben und rund 40 verletzt wurden.
N’Zérékoré befindet sich in den Wäldern Guineas rund 1000 Kilometer von der Hauptstadt Conakry entfernt im Osten des Landes. Zu den Unruhen kam es am 5. Februar nach einem Banale Streit zwischen einer Christin aus dem Stamm der Guerzé und der Polizei, die für das Gebet der muslimischen Gläubigen aus dem Volk der Malinké, die keinen Platz in der benachbarten Moschee gefunden hatten, eine Straße abgesperrt hatte, die die Frau befahren wollte. Die Behörden verhängten daraufhin eine Ausgangssperre und schickten eine Regierungsdelegation nach N’Zérékoré, die sich dort mit christlichen und muslimischen Religionsführern zu Gesprächen traf.
„Die politischen Spannungen der vergangnen Monate in Guinea haben alte Konflikte zwischen den aus Mali stammenden muslimischen Malinkè und den christlichen Guerzé wieder aufflammen lassen, doch ich glaube nicht, dass eine Verbindung zu den aktuellen politischen Ereignissen im Land besteht.“, so der Beobachter.
„Diese Spannungen, die auf Fragen der Aufteilung des Landbesitzes zurück gehen, haben sich dadurch zugespitzt, dass während der 20jährigen Regierungszeit unter Präsident Lansana Conté (1984-2008) die Region des Landes, in der sich N’Zérékoré befindet, vollkommen sich selbst überlassen wurde“, so der Beobachter. „Es gibt weder Infrastrukturen noch geteerte Straßen oder ein effektives Entwicklungsprogramm. Für die 1000 Kilometer von N’Zérékoré in die Hauptstadt braucht man 20 Stunden. Die einzigen Unternehmen, die hier tätig sind, sind große internationale Firmen: ein chinesisches Unternehmen treibt die Rodung vieler Edelholzbestände voran und ein amerikanisches Unternehmen baut Eisen ab. Dies führt zu verheerenden Umweltschäden, doch die Einwohner der Region haben davon keinen Nutzen, es gibt für sie weder Arbeitsplätze noch allen zur Verfügung stehende Infrastrukturen. Ihre Transporte für den Export wickeln die Amerikaner zum Beispiel über einen privaten Flugplatz ab“.
Die Unruhen der vergangenen Tage lassen (sowie auch frühere Episoden der Gewalt in den Jahren 2006 und 2007) lassen sich nicht aus der Perspektive von „Auseinandersetzungen zwischen Christen und Muslimen“ entschlüsseln. (LM) (Fidesdienst, 08/02/2010)


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