ASIEN/PAKISTAN - Die Tragödie der kleinen Shazia und das Phänomen der Kinderarbeit in Pakistan

Dienstag, 26 Januar 2010

Lahore (Fidesdienst) – Im Land herrscht immer noch Bestürzung nach dem tragischen Tod der kleinen Shazia. Das 12jährige katholische Mädchen wurde von ihrem muslimischen Arbeitgeber zu Tode misshandelt (vgl. Fidesdienst vom 25. Januar 2010). In diesem Zusammenhang lanciert die katholische Kirche des Landes nun einen Appell: „Der tragische Tod von Shazia bringt wieder einmal das Phänomen der Kinder- und Jugendarbeit ans Tageslicht: es gibt in Pakistan über 10 Millionen Kinder, die arbeiten müssen. Dies verstößt gegen die Kinderrechte“, heißt es in einem Dokument der bischöflichen Kommission „Justitia et Pax“.
In der vom Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Erzbischof Lawrence Saldanha von Lahore, unterzeichneten Verlautbarung heißt es weiter: „Wir verurteilen mit Nachdruck den Mord an Shazia. Doch es ist nicht der einzige Zwischenfall, von dem Kinder betroffen sind, die zur Arbeit gezwungen werden. Über 10 Millionen Kinder erleiden physische und psychische Gewalt. Die Regierung sollte dafür sorgen, dass die Kinderrechte geachtet werden und diejenige, die für die Verstöße verantwortlich sind, vor Gericht bringen.“
„Die extreme Armut und die Arbeitslosigkeit, von der viele Familien betroffen sind, zwingt diese dazu, Kinder arbeiten zu lassen und dies ist ein fruchtbarer Boden für die Ausbeutung“, so die Kommission in ihrer Analyse, „Wir bitten die Regierung um umgehende Billigung des ‚Dokuments zur häuslichen Gewalt’, damit dieses besorgniserregende Phänomen eingeschränkt werden kann“, von dem oft Kinder aus christlichen Familien betroffen sind.
Im Bezirk Sialkot (wo es 2009 zu antichristlicher Gewalt kam), leben tausend christlicher Familien und viele Kinder arbeiten für Firmen, die Fußbälle, Schuhe, Ziegelsteine und Teppiche für den westlichen Markt herstellen. Vor allem Fußbälle sind für den Export und für große westliche Sportartikelhersteller bestimmt. Rund 80% der in diesem Bereich Beschäftigten (etwa 5000 Kinder) sind Minderjährige.
Im Alter von vier Jahren wurde der vierjährige Iqbal Mashi von seinem Vater an einen Teppichhersteller verkauft und sein Fall machte das Phänomen der Kinderarbeit in der Öffentlichkeit bekannt. Im Alter von 12 Jahren war er ermordet worden, nachdem er einem Gewerkschaftsvertreter von seinem Schicksal und dem seiner Altersgenossen erzählt hatte. Iqbal wurde damit zum Symbol für das Problem der Kinderarbeit in Pakistan. Das Phänomen hat verheerende Folgen: die Kindersterblichkeit bei Kindern im Alter unter fünf Jahren liegt bei 136 per Mille und die Analphabetenrate bei 62%. Insgesamt 21% der Kinder besuchen nicht einmal die Grundschule und bei den Mädchen liegt der Anteil sogar bei 50%. (PA) (Fidesdienst, 26/01/2010)


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