AFRIKA/GUINEA - „Die Krise in Guinea könnte sich zu einem ethnischen Konflikt ausweiten“, so Beobachter aus Kreisen der Ortskirche zum Fidesdienst

Montag, 12 Oktober 2009

Conakry (Fidesdienst) – „Wir haben noch keine Bestätigung dafür, dass sich untere denen, die die Kundgebung am 28. September blutig unterdrückt haben, auch ehemalige liberianische Rebellen der ULIMO und der NFPL befinden“, so ein Beobachter aus Kreisen der Ortskirche im Gespräch mit dem Fidesdienst.
Wie aus Berichten der einheimischen Presse hervorgeht, sollen sich unter den Soldaten, die auf die Teilnehmer der Kundgebung der Opposition im Stadion von Conakry am 28. September teilgenommen haben, Männer befunden haben, die Englisch und eine in den Waldgebieten des Landes an der Grenze zu Liberia und Sierra Leone gesprochene Sprach sprachen. In diesem Gebiet herrschte zwischen 1999 und 2001 ein blutiger Krieg zwischen der Armee des Landes und verschiedenen Guerillagruppen aus Liberia und Sierra Leone. Darunter auch die ULMO, die gegen den damaligen liberianischen Präsidenten Charles Taylor kämpfte und von dem verstorbenen guineischen Präsidenten Lansana Conté unterstützt wurde, der seinerseits die Soldaten der NPFL aus Liberia abwenden musste, die unter Taylor kämpften, in deren Reihen sich auch Soldaten befanden, die aus den Waldgebieten des Landes stammten.
Auch nach dem Ende des Bürgerkriegs in Liberia (2003) hielten sich in den Waldgebieten noch etwa zehntausend Soldaten beider Gruppierungen auf. Einige dieser Soldaten (die sich zuvor bekämpft haben) sollen nun Teil der Sicherheitskräfte des Militärbefhehlshabers in Guinea, Moussa Dadis Camara sein, der die Macht nach dem Tod des Präsidenten Contè mit einem Staatsstreich im Dezember 2008 übernahm.
Die Kundgebung am 28. September wurde von den Oppositionsparteien veranstaltet um damit gegen die Kandidatur Camaras bei den Präsidentschaftswahlen 2010 zu protestieren. Soldaten schossen dabei auf die Menge und töteten nach Aussage der Opposition mindestens 150 Personen.
„Sowohl die Militärjunta als auch die Opposition sind aus unterschiedlichen Gründen daran interessiert, Gerüchte zu schüren, nach denen liberianische Rebellen für die Gewalt verantwortlich sind. Die Militärs, weil sie so von dem Massaker Abstand nehmen können, indem man Glauben macht, dass es sich nicht um Soldaten sondern um ‚unkontrollierte Elemente aus dem Ausland’ handelt. Die Opposition hingegen wirft der Militärjunta vor, sie bediene sich ausländischer Milizionäre um die eigene Macht zu stärken“, so der Beobachter.
Die Wirtschaftsgemeinschaft der Westafrikanischen Staaten (CEDEAO) widmet der Situation in Guinea unterdessen einen Sondergipfel, doch die Situation in Conakry, so der Beobachter im Gespräch mit dem Fidesdienst, „bleibt besorgniserregend, weil man nun einen ethnischen Konflikt heraufbeschwört“. „In den Stadtrandvierteln von Conakry zirkuliert der Slogan „Die Stunde der Peuls ist gekommen“. Die Peuls sind die wohlhabende und intellektuelle Elite des Landes, die bisher in der Politik eher am Rande stand. Es besteht also das tatsächliche Risiko, dass bei der politischen Auseinandersetzung ethnische Belange als Waffe bei der Machtübernahme eingesetzt werden. Diese Entwicklung gibt Anlass zur Sorge“, so der Beobachter abschließend. (LM) (Fidesdienst, 12/10/2009)


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