AFRIKA/GUINEA - Zahl der Opfer der gewaltsamen Unterdrückung einer Kundgebung in Conakry steigt; Beobachter aus der Ortskirche berichten über die jüngsten Ereignisse

Dienstag, 29 September 2009

Conakry (Fidesdienst) – Die Zahl der Opfer der gewaltsamen Unterdrückung der Kundgebung in Conakry, der Hauptstadt von Guinea, steigt auf 128. Dies teilt ein Vertreter der Opposition mit. Die nicht genehmigte Kundgebung der Oppositionellen sollte den Protest gegen die Militärjunta zum Ausdruck bringen, die mit einem Staatsstreich vor 9 Monaten die Macht übernommen hatte.
Anfangs wurde von 58 Todesopfern berichtet. Der Fidesdienst sprach mit Beobachtern aus der Ortskirche, die aus Sicherheitsgründen nicht namentlich genannt werden wollen. „Es gibt Augenzeugen, die davon berichten, dass sie in den beiden Krankenhäusern von Conakry über 30 Leichen gesehen haben. Die Ärzte berichteten, davon, dass viele Leichen direkt zum Militärcamp Alpha Yaga gebracht wurde. Unter den Verletzten sind auch die Oppositionsführer Diahlen Diallo und Sidia Toure, die zudem festgenommen wurden. Die Wohnungen der Oppositionsführer wurden geplündert“. Die einheimische Presse berichtete unterdessen von der Freilassung der Oppositionsführer nach dem Eingreifen des religiösen Rates Guineas, in dem sich christliche und muslimische Vertreter zusammenschließen.
„Bereits in der vergangenen Woche wurden Auseinandersetzungen befürchtet“, so der Beobachter weiter, „nachdem sich die politische Debatte verschärft hatte. Die ehemaligen Regierungschefs (unter der Diktatur Conte) verurteilten die Kandidatur Dadis' bei den Präsidentschaftswahlen im kommenden Januar. Es wurden Parteien und eine Koalition (die „Lebendigen Kräfte“) gegründet und man hatte in Paris, Brüssel, New York vorgesprochen. Die neuen Parteien betrachten die Kandidatur Dadis’ als ein unüberwindbares Hindernis auf dem Weg der eigenen Machtübernahme. Nun zeigte Dadis beim ersten Anlass das wahre Gesicht seines Militärregimes.
Auslöser der Unruhen war eine Kundgebung im Fußballstadion bei der tausende Menschen gegen die Kandidatur Dadis’ protestierten. Dadis hatte versucht die Kundgebung zu verhindern, indem er einen nationalen Feiertag ausrief (zur Erinnerung an die Weigerung von Sekou Touré, der Communauté Francaise beizutreten, wie es die Verfassung der V. Republik De Gaulle 1958 vorsah, was Auslöser für den Unabhängigkeitskampf des Landes war). Man hatte eine Kundgebung im Fußballstadion verboten, doch die Demonstranten hatten die Eingangstore niedergerissen. Im Stadion setzte die Polizei Tränengas ein und begann auf die Demonstranten zu schießen. Hier gab es die meisten Toten. Augenzeugen berichten auch von der Anwesenheit von Sondereinheiten mit Gesichtsmasken. In der Nähe des Stadions überfielen die Demonstranten im Stadtviertel Belle Vue ein Polizeikommissariat, dabei wurde ein Polizist bei lebendigem Leib verbrannt und zahlreiche Waffen entwendet. Die Unruhen wurden am Stadtrand fortgesetzt, wo vor allem Peul (Bambeto, Hamdalay) wohnen. Die Kundgebung der „Lebendigen Kräfte“ wurde von den Gewerkschaften nicht unterstützt. Die muslimische Gemeinde und die katholische und anglikanische Kirche hatten zuletzt am 25. September in Verlautbarungen die Menschen darum gebeten, zu Hause zu bleiben und von Gewalt abzusehen. Die „Lebendigen Kräfte“ warfen den Kirchen und der muslimischen Gemeinde darauf hin vor, sie stünden auf der Seite der Regierung und hätten keinen Bezug zur Geschichte“.
Während aus Conakry von weiteren Schießereien berichtet wird, haben die Vereinten Nationen, die Afrikanischen Union, die Europäische Union und mehrer Länder, darunter Frankreich und die Vereinigten Staaten, den Einsatz von Gewalt gegen Demonstranten verurteilt. (LM) (Fidesdienst, 29/09/2009)


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