AFRIKA/SIERRA LEONE - Ein Achtel der Frauen laufen Gefahr bei der Entbindung zu sterben; „Wir brauchen finanzielle Mittel, aber auch ein Nachdenken über die Würde der Frau, damit es eine Lösung für dies Tragödie geben kann“, so ein Missionar

Dienstag, 22 September 2009

Freetown (Fidesdienst) – Eine von acht Frauen läuft in Sierra Leone Gefahr, bei der Geburt zu sterben. Dies geht aus einem Bericht von Amnesty International hervor. In der westlichen Welt liegt der Anteil bei einer von 4.500 Frauen.
„Das Problem der hohen Sterblichkeit von Frauen bei der Entbindung betrifft vor allem die ländlichen Regionen, insbesondere jene Gebiete, die nicht entlang der Hauptverbindungsstraßen des Landes liegen“, so P. Gerardo Caglioni, der als Xaverianer Missionar seit vielen Jahren in Sierra Leone tätig ist. „Es gibt keine Transportmittel, die schwangere Frauen zur Entbindung in eine Gesundheitseinrichtung bringen, von denen es im Übrigen auch nur wenige und schlecht ausgerüstete gibt. Während der Regenzeit kommt es schließlich zu einer völligen Isolierung. Leider ist dies eine Folge des Geschäftsdenkens, denn für private Betreiber gibt es keinen Anreiz Verkehrsverbindungen in die entlegenen Gebiete anzubieten. Der Staat seinerseits hat das Geld nicht, um das Straßennetz zu verbessern.“
„Die Statistiken zeigen, dass die Sterblichkeit bei der Entbindung eine humanitäre Notlage in Sierra Leone darstellt“, so Irene Khan, vom Generalsekretariat von Amnesty International. „Frauen und Mädchen sterben zu Tausenden, da ihnen das Recht auf Leben und Gesundheit verweigert wird, obschon die Regierung versprochen hat, für alle schwangeren Frauen eine angemessene Gesundheitsversorgung zu gewährleisten.“
Nach Ansicht von P. Gerardo handelt es sich nicht nur um ein Problem der Organisation und der Bereitstellung von Geldern, sondern es geht auch darum, die Würde und die Rechte der Frau in einer vom Bürgerkrieg geprägten Gesellschaft in Betracht zu ziehen. „Meiner Meinung nach“, so der Missionar, „ist das Hauptproblem eine moralische Ordnung: die Bevölkerung, vor allem die jüngeren Bevölkerungsteile, orientieren sich nicht mehr an den traditionellen afrikanischen Werten, die in gewisser Weise einen Schutz vor der sexuellen Promiskuität darstellten. Heute orientiert man sich an einem zweideutigen Wertesystem, das von den westlichen Ländern importiert wurde, insbesondere durch Filme und Fernsehserien, wo die Sexualität unverhüllt zur Schau gestellt und die Frau oft als Objekt dargestellt wird. Auch in einem Land wie Sierra Leone sehen ein Großteil der Bevölkerung auch in den ländlichen Gebieten dank Satellitenempfang solche Filme. Deshalb nehmen auch Schwangerschaften unter jungen und sehr jungen Frauen zu. Zudem hat sich das Phänomen der Prostitution durch den Bürgerkrieg und in der Zeit nach dem Bürgerkrieg ausgeweitet. (LM) (Fidesdienst, 22/09/2009)


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