ASIEN/PAKISTAN - Blasphemie-Paragraph fordert ein weiteres Opfer. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz zum Fidesdienst: „Schaffen wir es ab, der Premierminister ist einverstanden!“

Mittwoch, 16 September 2009

Lahore (Fidesdienst) – „Es ist ein ungerechtes Gesetz und wir fordern von der Regierung die Abschaffung. Und dieses Gesetz ist im Grunde für die jüngsten Episoden der Gewalt gegen Christen in Pakistan verantwortlich. Aus diesem Grund haben wir mit unserer Kommission für Gerechtigkeit und Frieden eine Unterschriftensammlung auf den Weg gebracht, die wir Premierminister Raza Gilani vorlegen werden. Nach dem Massaker von Gojra hat er bereits zu verstehen gegeben, dass er mit einer Abschaffung einverstanden wäre, damit ein harmonisches Zusammenleben der Religionen möglich wird. Doch es ist auch war, dass die meisten konservativen Muslime das Gesetz befürworten und gegen eine Abschaffung sind“, so der Vorsitzende der Pakistanischen Bischofskonferenz, Erzbischof Lawrence Saldanha in einem Kommentar zu den Episoden der Gewalt und Einschüchterung gegen Christen in Pakistan. Das bisher letzte Opfer war der junge Robert Fanish, der wegen Blasphemie festgenommen und im Gefängnis ermordet wurde.
Die Gefängnispolizei, die ihn festgenommen hatte, sprach von einem „Selbstmord in der Zelle“, doch die christliche Glaubensgemeinschaft bezeichnete den Vorfall als einen „geplanten Mord“ und wirft der örtlichen Verwaltung vor, sie decke die Schuldigen.
Die Kommission „Gerechtigkeit und Frieden“ der Pakistanischen Bischofskonferenz sprach von „Nachlässigkeit bei der Polizei und der Regierung“ und lehnt die These des Selbstmords ab. In einer Verlautbarung, die dem Fidesdienst vorliegt, verlangt die Kommission „unmittelbare Untersuchungen wegen Mordes“. „Dieser Blasphemie-Paragraph wird immer wieder instrumentalisiert und ist eine wahre Katastrophe für religiöse Minderheiten“, so die Kommission.
„In den vergangenen Wochen wurden auf der Grundlage falscher Anschuldigungen oder ähnlicher Umstände christliche Sidlungen in Karachi und in der Region Punjab angegriffen. Wir fordern mit Nachdruck die Abschaffung des Paragraphen“, heißt es in der Verlautbarung.
Wie aus den jüngsten Daten der pakistanischen Kirche hervorgeht, die dem Fidesdienst vorliegen, wurden in den vergangenen 25 Jahren rund 1.000 Personen zu Unrecht der Blasphemie beschuldigt, davon waren die meisten Christen und Mitglieder anderer religiöser Minderheiten, aber auch Muslime. Mindestens 30 Menschen starben und hunderte mussten infolge falscher Anschuldigungen wegen Blasphemie unter ungerechter Haft, Ausgrenzung oder Verlust des eigenen Besitzes leiden.
Bei den so genannten Blasphemie-Paragraphen handelt es sich um die Paragraphen 295, Artikel b),c) und 298 Artikel a), b), c) des Pakistanischen Strafrechts, die Maßnahmen gegen so genannte blasphemische Handlungen vorsehen, die oft herangezogen werden, um religiöse Minderheiten zu treffen und auf alle angewandt werden sollen, „die durch Schrift, Gesten oder Darstellungen, direkt oder indirekt den heiligen Namen des Propheten beleidigen“. Vorgesehen sind Haftstrafen bis zu lebenslanger Haft oder sogar die Verurteilung zum Tod. (PA) (Fidesdienst, 16/09/2009 – 37 Zeilen, 422 Worte)


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