AFRIKA/DEMOKRATISCHE REPUBLIK KONGO - Spannungen in West- und Ostkasai sind Anlass zur Sorge

Freitag, 4 September 2009

Kinshasa (Fidesdienst) – „Wir werden es niemandem erlauben, im Zentrum des Landes ein Feuer zu entfachen“, so der stellvertretende Ministerpräsident Me Mutombo Bakafwa Nsenda, der mit der Verteidigung und Sicherheit des Landes beauftragt ist, am Rande einer Untersuchungsmission in Westkasai. Seit einigen Monaten werden aus der Region im Zentrum der Demokratischen Republik Kongo an der Grenze zu Ostkasai beunruhigende Nachrichten bekannt: es wird von Dutzenden Morden, geplünderten und in Brand gesteckten Wohnungen, gewaltsamen Überfälle und Streitigkeiten um Landbesitz berichtet. Auch die katholische Kirche blieb nicht verschont. In der Nacht vom 31. Juli auf den 1. August hat eine Gruppe unbekannter versucht, in die Residenz von Erzbischof Marcel Madila Basanguka von Kananga einzudringen. Am 2. August überfielen rund 30 bewaffnete Banditen das Kloster der Schwestern vom Unbefleckten Herzen Mariens in Malole und nahmen eine Beute von 25.000 Dollar, 4.000 Euro verschiedene Computer und andere Gegenstände mit.
An der Grenze zwischen den beiden Teilen des Kasai kommt es immer wieder zu Auseinandersetzungen im Hinblick auf den Besitz und die Kontrolle von fruchtbarem Ackerboden und Grundstücke mit Diamantenvorkommen. Die Auseinandersetzungen zwischen den Einwohnern von West- und Ostkasai und könnten sich zu Konflikten zwischen verschiedenen Stämmen entwickeln, nicht zuletzt auch weil einige Politiker das Feuer schüren und dies im Hinblick auf die Tatsache, dass im Rahmen eines geplanten Dezentralisierungsprogramms in der Demokratischen Republik Kongo verschiedene Kompetenzen an örtliche Stellen abgegeben werden sollen.
Angesichts der Zuspitzung der Lage entsandte die Regierung in Kinshasa Ende August einen Untersuchungsausschuss unter Leitung des stellvertretenden Premierministers Me Mutombo Bakafwa Nsenda nach Kananga. In Kürze wird die Kommission sich nach Mbuji Mayi der Hauptstadt von Ostkasai weiterreisen.
Am Ende des Besuchs in Kananga teilten die Mitglieder der Regierungsdelegation mit, dass die Regierung in Kinshasa konkrete Schritte unternehmen wird, um den Frieden und die Sicherheit in der Region zu garantieren, doch es wurde auch betont, das die örtlichen Behörden ihren Teil dazu beitragen sollen. Der stellvertretende Premierminister appellierte unterdessen auch an die Bevölkerung des Kasai, mit der Bitte dem Beispiel der Menschen im Osten der Demokratischen Republik Kongo zu folgen, wo seit Jahren kongolesische und ausländische bewaffnete Gruppen ihr Unwesen treiben. „Macht es so wie die Einwohner im Osten: sie gründen Nichtregierungsorganisationen und bringen Gemeinschaftsprojekte auf den Weg, sie ergreifen die Initiative und bemühen sich aktiv um die Entwicklung“. Aus diesem Grund traf sich der Leiter der Regierungsdelegation auch zu Gesprächen mit den örtlichen Religionsführern, angefangen bei Bischof Madila Basanguka.
Während der Osten der Demokratischen Republik weiterhin Schauplatz für Auseinandersetzungen verschiedener Truppen, darunter auch viele ausländische, bleibt, könnte ein neuer Unruheherd im Zentrum des Landes die Voraussetzungen für eine Zerstückelung des Landes schaffen. Die kongolesischen Zeitungen verurteilen die Gewalt in den beiden Teilen des Kasai, die sie als Versuch der „Balkanisierung der Demokratischen Republik Kongo“ bezeichnen, hinter dem sich einheimische Politiker und ausländische Interessen verbergen. (LM) (Fidesdienst, 04/09/2009)


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