AFRIKA/GUINEA BISSAU - Der Vorabend der Wahl verläuft ruhig, die Appelle der Religionsführer wurden gehört

Freitag, 26 Juni 2009

Bissau (Fidesdienst) – Am Vorabend der Präsidentschaftswahl vom 28. Juni scheint die Situation in Guinea Bissau ruhig. Dies berichten Beobachter aus Kreisen der Ortskirche in Bissau, der Landeshauptstadt, dem Fidesdienst. „die Wahlkampagne verläuft harmonisch, zuletzt werden die Wahlveranstaltungen in der Hauptstadt veranstaltet, nachdem die Kandidaten in den vergangenen Tagen die Provinzen besucht hatten“.
Die Wahlkampagne wurde jedoch von einem tragischen Ereignis überschattet, das bisher noch nur unvollständig aufgeklärt wurde: der Tod eines der Präsidentschaftskandidaten, Bacior Dabou, der von den Sicherheitskräften getötet wurde, weil er sich nach offiziellen Angaben einer Festnahme widersetzt haben soll, nachdem er eines geplanten Putschversuchs verdächtigt worden war (vgl. Fidesdienst vom 5. Juni 2009) „Nach fast drei Wochen ist noch nichts über diesen maßgeblichen Putschversuch bekannt“ so die Beobachter zum Fidesdienst. „Verschiedene Personen befinden sich weiterhin in Haft, die im Zusammenhang mit dem angeblich geplanten Putschversuch verhaftet wurden. Der Mord an Dabou, der ein unabhängiger Kandidat war, aber in Verbindung mit dem verstorbenen Präsidenten ‚Nino’ Vieira stand, muss mit einem Machtkampf in der Umgebung von Vieira in Verbindung gebracht werden, bei dem wahrscheinlich auch Drogengeschäfte mit Lateinamerika eine Rolle spielen“. Außer Dabou töteten Polizeibeamte auch den Verteidigungsminister Helder Proenca, der sich nach offiziellen Angaben ebenfalls einer Festnahme widersetzte.
Die Präsidentschaftswahl war notwendig geworden, nachdem Präsident Joao Bernardo „Nino“ Viera von einer Gruppe Militärs ermordet worden war, die ihm vorwarfen, er sei der Mandant des Attentats auf den Oberbefehlshaber, General Tagmé Na Waie, der wenige Stunden zuvor ermordet worden war.
„Trotz dieser Episoden wurde die Wahlkampagne fortgesetzt und die verschiedenen Kandidaten haben im ganzen Land an Wahlveranstaltungen teilgenommen“, so der Beobachter. Neben den Wahlveranstaltungen machen die Kandidaten auch im Radio und Fernsehen Werbung in eigener Sache. Viele benutzen auch Lastwagen mit einer Plattform, von der aus vor allem junge Wähler mit Musik und Megaphon-Ansagen für die Wahl begeistert werden sollen. Katholische, evangelische und muslimische Religionsführer wandten sich in gemeinsamen Appellen an die Wählerschaft und die Kandidaten und forderten einen friedlichen Verlauf der Wahl.
„Das Wahlgesetz verbietet Umfragen im Vorfeld der Wahl, weshalb eine Vorhersage zum Ausgang der Wahl schwierig ist; das einzige Kriterium, das wir anwenden können, ist die Beteiligung der Menschen an den Wahlveranstaltungen. Am meisten besucht sind die Veranstaltungen von Henrique Rosa und Kumba Yala“, so der Beobachter abschließend.
Seit der Wiedereinführung des Mehrparteiensystems in Guinea Bissau im Jahr 1994 hat keiner der Präsidenten die fünfjährige Amtszeit zu Ende geführt. (LM) (Fidesdienst, 26/06/2009 – 41 Zeilen, 412 Worte)


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