AFRIKA/SENEGAL - Das Banditentum bedroht die Stabilität in der Casamance an der Grenze zu Guinea Bissau: im Hintergrund das Schreckgespenst des Drogenhandels

Dienstag, 16 Juni 2009

Dakar (Fidesdienst) – Drei Menschen wurden in den vergangenen drei Tagen bei verschiedenen Straßenüberfällen ermordet und eine Frau verlor ein Bein bei der Explosion einer Mine. Diese Episoden verdeutlichen zwei Übel, unter denen die Region Casamance leidet: Banditentum und die Präsenz von Landminen aus dem Bürgerkrieg von 2004.
Die Casamance gehört zu Senegal und befindet sich an der Grenze zu Gambia, Guinea Bissau und Guinea Beiakry. Hier begann die Bewegung der Demokratischen Kräfte der Casamance (MFDC) einen bewaffneten Kampf für die Sezession der Region vom Rest des Landes. Nach einem jahrelangen Bürgerkrieg, bei dem zwischen 3.000 und 6.000 Zivilisten starben und 60.000 Binnenflüchtlinge ihre Dörfer verlassen mussten, wurde 2004 ein Friedensabkommen unterzeichnet, doch die Sicherheitslage in der Casamance ist seither prekär. Auf der einen Seite hat der Konflikt tausende Landminen hinterlassen, auf der anderen Seite haben die ehemaligen Guerillakämpfer ihre Waffen nie abgelegt und sind zum Banditentum übergegangen. Wie aus einer Untersuchung des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen aus dem Jahr 2006 hervorgeht gibt es 93 Orte in der Casamance, wo es noch Landminen gibt, und damit sind 90.000 Menschen direkt bedroht.
Die Verbreitung des Banditentums steht im Zusammenhang mit der nie stattgefundenen Abgabe der Waffen und der hohen Arbeitslosigkeit sowie mit Streitigkeiten innerhalb der MFDC, die sich in mindestens drei Gruppen aufgespaltet hat, die sich gegenseitig bekämpfen. Diese Gruppen scheinen die ursprünglichen politischen Forderungen aufgegeben zu haben und widmen sich nun dem Straßenräubertum. Die dadurch weit verbreitete Unsicherheit beeinträchtigt die Verteilung der Lebensmittel und die Durchführung von Gesundheits- und Bildungsprogrammen der verschiedenen humanitären Hilfswerke in der Region. Seit dem 1. Mai dieses Jahres wurden mindestens 20 Straßenüberfälle allein in dem Verwaltungsbezirk Bignona gemeldet. Vor Ausbruch des Bürgerkriegs war die Casamance eine wohlhabende Region mit blühender Landwirtschaft und aufstrebendem Fremdenverkehr. Heute ist ein Großteil der Einwohner von humanitären Hilfen abhängig. Das Land ist durch Gambia vom Rest des Landes getrennt, derzeit gibt es weder Luft- noch Schiffsverbindungen zwischen der Casamance und der senegalesischen Hauptstadt Dakar und sowohl die Autobahn durch Gambia als auch die Staatsstraße Bignona-Diouloulou werden von Banditen bedroht.
Die Nähe zu Guinea Bissau, einem der Hauptknotenpunkte des Kokainhandels in Westafrika macht die Casamance auch für Drogenhändler interessant, die stets Ausschau nach Territorien halten, in die Macht der Gesetze nicht existiert. (LM) (Fidesdienst, 16/06/2009- 35 Zeilen, 390 Worte)


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