AFRIKA/GABUN - Die ungewisse Zukunft nach Bongo

Mittwoch, 10 Juni 2009

Libreville ( Fidesdienst) - Die Senatspräsidentin von Gabun, Rose Francine Rogombe, hat nach dem Tod am 8. Juni von Präsident Omar Bongo den Eid als Staatsoberhaupt ad interim geleistet. Die Investitur-Feier, die heute am 10. Juni in Libreville, der Hauptstadt Gabuns, stattfand, verlief unter voller Achtung der Verfassungsnormen, die für den Fall des Todes des Staatspräsidenten die Übernahme von dessen Aufgaben durch den Senatspräsident und die Wahl eines neuen Präsidenten binnen 45 Tagen nach dem Tod des vorhergehenden Präsidenten vorsieht. Frau Rogombe hat ihren Schwur in die Hand der Präsidentin des Verfassungsgerichts, Marie-Madeleine Mborantsuo abgelegt. Diese beiden wichtigsten Staatsämter sind also zwei Frauen übertragen. Das ist ein bedeutender Aspekt, wenn man bedenkt, dass Omar Bongo, der in einer Klinik in Barcelona in Spanien verstorben ist, der Dekan der afrikanischen Präsidenten und auch eine Art Symbol einer gewissen Art von Politik in Afrika war, bei der immer die Staatsgeschäfte mit persönlichen Interessen verbunden waren. Bongo war 1967 an die macht gekommen und hat seitdem das Land ununterbrochen regiert und dabei enge Verbindung mit der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich aufrecht erhalten.
Bongo bleibt jedoch auch wegen seiner vielfachen Vermittlertätigkeiten in verschiedenen afrikanischen Krisen in Erinnerung, und das ist sicher das bedeutendste Erbe, das er seinem Land und Afrika hinterließ. Denken wir nur an seine Vermittlung im Bürgerkrieg von Kongo Brazzaville im Jahr 1999 und erst jüngst in der Krise in der Zentralafrikanischen Republik und im Tschad.
Gabun ist nun Waise eines Präsidenten, der 40 Jahre lang das Leben des Landes dominiert, offenbar aber seine Nachfolge in keiner Weise vorbereitet hat. Die Beachtung der verfassungsmäßigen Prozedur ist demnach eine positive Nachricht und scheint – zumindest im Augenblick – die Befürchtungen für einen Nachfolgekrieg zwischen seinen ehemaligen Mitarbeitern und der Familie Bongos (dem sog. “Bongo Clan”) zu dementieren. In Gabun selbst heisst es jedoch, dass es schwierig sein werde, die Wahlen innerhalb von 45 Tagen zu organisieren – schon deshalb, weil die Wahllisten nicht auf dem neusten Stand sind.
Die Zukunft Gabuns ist durch die vorhersehbare Reduzierung der Erdölförderung – der Haupteinnahmequelle des Landes – wegen der allmählichen Erschöpfung der Bestände ungewiss. Bongo war es gelungen mit dem Erdöleinkommen den sozialen Frieden zu garantieren, wodurch die Heranbildung einer Mittelschicht von Staatsbeamten möglich gewesen war. Die wahrscheinliche Senkung der Erdölerlöse kann dieses Konsenssystem möglicherweise in eine tiefe Krise stürzen. (L.M.) (Fidesdienst 10/06/09)


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