AFRIKA/DEMOKRATISCHE REPUBLIK KONGO - Seit 2007 wurde ein Drittel der Bevölkerung aus dem Nordkivu vertrieben, während in der Provinz und im benachbarten Südkivu weiterhin Massenvergewaltigungen stattfinden. Wem nutzt dies alles?

Montag, 8 Juni 2009

Kinshasa (Fidesdienst) – Es kommt weiterhin zu schlimmer Gewalt gegen die Zivilbevölkerung im Nord- und Südkivu im Osten der Demokratischen Republik Kongo. Wie der Fidesdienst bereits mehrmals berichtete werden die Gewalttaten sowohl von ruandischen Rebellen als auch von kongolesischen Regierungssoldaten verübt (vgl. Fidesdiesnt vom 14. und 28. Mai und vom 3. Juni 2009).
Caritas Kongo berichtet unterdessen von Übergriffen auf verschiedene Dörfer in der Region Mwenga am 1. Juni, wo verschiedene Wohnungen in Brand gesteckt wurden und es zu mindestens einem Fall von Vergewaltigung kam.
Zu den schrecklichsten Gewalttaten des Konflikts gehört die Vergewaltigung von Frauen und Mädchen im Nord- und Südkivu. Wie Nestor Yombo, der Leiter des Büros der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Hilfen (OCHA) mitteilt, wurden in den vergangenen drei Monaten mindestens 463 Fälle von sexueller Gewalt aus dem Südkivu gemeldet. Das ist bereits halb so viel wie im ganzen Jahr 2008. Zu der Zunahme der Fälle von sexueller Gewalt kam es nach der Stationierung eines kongolesischen Militärkontingents in der Region. Yombo berichtet vom Tod eines dreijährigen Mädchens, das an den Folgen der Gewalt starb.
2008 berichtete die International Crisis Group aus der benachbarten Region Nordkivu von 2.000 Vergewaltigungen, wobei jedoch viele Gewalttaten gar nicht gemeldet werden, weil Frauen sich nicht trauen, Anklage zu erheben (vgl. Fidesdienst vom 29. Oktober 2007).
Bei der Analyse von Gewalttaten stellt sich stets die Frage „Wem nutzt dies alles“. Wie das Missionsnetzwerk „Frieden für den Kongo und verschieden Beobachter vermuten, dass es sich bei den derzeitigen Übergriffen um die letzte Phase eines Besatzungskrieges im Nordkivu handelt, der das Ziel einer endgültigen Besatzung verfolgt. Seit 2007 wurde ein Drittel der Bevölkerung aus dem Nordkivu vertrieben. Diese Menschen leben heute fern von ihren Dörfern in Aufnahmelagern für Flüchtlinge. Nach Ansicht der Beobachter wäre die nächste Etappe deshalb die Neubesiedelung der von den Kongolesen verlassenen Dörfer und die Wiedereröffnung der Coltan-Bergwerke in der nähe diese Dörfer, auf die weiterhin Brandanschläge verübt werden. (LM) (Fidesdienst, 08/06/2009 – 32 Zeilen, 347 Worte)


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