AFRIKA/GUINEA BISSAU - Putschversuch in Guinea Bissau - Hintergrund

Freitag, 5 Juni 2009

Bissau (Fidesdienst) – Am 28. Juni sollten in Guinea Bissau vorgezogene Präsidentschaftswahlen stattfinden, die nach dem Tod von Staatspräsident Joao Bernardo „Nino“ Vieira, einberufen wurden. Das Staatsoberhaupt war am 2. März von Soldaten ermordet worden, die ihn für das Attentat verantwortlich machten, bei dem wenige Stunden zuvor der Oberbefehlshaber der Streitkräfte, Kardinal Tangmé Na Waie getötet wurde (vgl. Fidesdienst vom 2. März 2009). Unter den Kandidaten war auch Baciro Dabo, bisher Minister für die Administration des Territoriums, der am 5. Juni ermordet wurde, weil er sich gegen die Festnahme durch die Militärpolizei weigerte. Dabo, heißt es in einer Verlautbarung des Innenministeriums, soll an der Planung eines Staatsstreichs beteiligt gewesen sein, die ein „selbsternanntes Hochkommando der Republikanischen Kräfte für die Wiederherstellung der konstitutionellen und demokratischen Verfassung“ durchführen wollte.
Unter den Verschwörern befanden sich auch Helder Proenca (ehemaliger Verteidigungsminister), Roberto Cacheu und Francisco Conduto de Pina. Wie Dabo sind sie Vertreter der Afrikanischen Partei für die Unabhängigkeit von Guinea und Kap Verde (PAIGC): die ehemalige Befreiungsbewegung, die 20 Jahre lang Einheitspartei im Land war. Dabo galt als „Verbündeter“ des ermordeten ehemaligen Präsidenten Vieira.
Wie die portugiesische Nachrichtenagentur Lusa berichtet, wurde Proenca auf dem Weg von Bula nach Bissau mit einer Schusswaffe getötet. Auch der Fahrer und der Leibwächter sollen dabei ums Leben gekommen sein.
Erste internationale Presseberichte zu den Umständen der beiden Morde weichen von der offiziellen Version ab, nach der die beiden sich einer Festnahme widersetzt haben sollen. Wie „France Press“ mitteilt soll Dabo in seinem Schlafzimmer von bewaffneten Soldaten ermordet worden sein, die gegen 4.00 Uhr morgens in seine Wohnung eingedrungen waren.
Auch die Umstände des Todes von Präsident Vieira und des Oberbefehlshaber der Streitkräfte sind noch nicht aufgeklärt. Mitte Mai hatte der Generalstaatsanwalt des Landes, Luis Manuel Cabral erklärt, er könne die Ermittlungen nicht fortsetzen, da es ihm an den „notwendigen Mitteln“ fehle. Sechs Personen wurden im Zusammenhang mit dem Attentat auf General Tagmé Na Waie festgenommen.
Guinea Bissau gilt als Angelpunkt des internationalen Kokainhandels zwischen Lateinamerika und Europa auf dem Transit durch Westafrika, wo die Drogenhändler vor allem die Schwächen der Sicherheitskräfte und der Justizsysteme für die Abwicklung der eigenen Geschäfte nutzen. (LM) (Fidesdienst, 05/06/2009 – 36 Zeilen, 360 Worte)


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