EUROPA/ITALIEN - MISSION UND EMIGRATION - „Der Koffer mit der Paketschnur“: In Palermo unterscheidet sich die Situation der Einheimischen nicht sehr von der Lage der Zuwanderer

Donnerstag, 4 Juni 2009

Palermo (Fidesdienst) – Der Empfangsschalter im Zentrum „Astalli“ in Palermo gehört zu den wenigen Anlaufstellen, wo Zuwanderer konkrete Hilfe finden. „Ihr Problem besteht oft darin, dass sie keine Mietwohnung finden“ so eine Mitarbeiterin des Zentrums, „Ein Zimmer allein kostet 300 Euro. Ich kenne eine vierköpfige Familie, Mann, Frau und zwei Kinder, das Mädchen 15 Jahre alt, die nur ein Zimmer eine Miniküche und ein kleines Bad haben und 300 Euro dafür zahlen! Man nutzt es aus, dass diese Menschen Ausländer sind, ich glaube nicht, dass eine italienische Familie so eine Wohnung gemietet hätte“.
Giovanni Zinna, der das Aufnahmezentrum „Astalli“ leitet, sagt über seine Arbeit: „Ich habe hier mit Schlangen von Zuwanderern zu tun, die an unserem Schalter anstehen. Gerade steht dort eine Frau aus Bangladesch, die sich wegen eines gesundheitlichen Problems an uns wendet und dieser Kleine hier hat Bauchweh. Wir können nicht sofort helfen, weil unser Arzt normalerweise nur am Nachmittag da ist – und diesmal sogar erst morgen kommt. Doch sie bittet uns auch um Lebensmittelhilfen, deshalb werden wir ihr etwas geben. Vielleicht weint das Kind auch, weil es Hunger hat. Wir haben gerade etwas für unseren Lebensmittelvorrat gekommen, obschon der schon wieder dabei ist zu Ende zu gehen. Wir befinden uns oft in Schwierigkeiten, weil es manchmal schwer ist zwischen tatsächlicher Not und Opportunismus zu unterscheiden. Doch dies gilt für alle Einrichtungen, die Hilfe leisten. Es ist nicht einfach zu verstehen, ob ein Mensch wirklich Not leidet oder nicht. Und hinzu kommt, dass sich hier in Palermo die Situation der Einheimischen sich nicht sehr von der Lage der Zuwanderer unterscheidet“. (Auszug aus der Dokumentation „Der Koffer mit der Paketschnur“, den der italienische staatliche Fernsehsender RAIUNO ab dem 29. Juni an vier Abenden im Abendprogramm ausstrahlt). (Fidesdienst, 04/06/2009 – Zeilen, Worte)


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