AFRIKA/ÄTHIOPIEN - Kardinal Massaia und die Blütezeit der katholischen Missionen in Äthiopien

Freitag, 24 April 2009

Rom (Fidesdienst) – Im Jahr 1854 wurde der Kapuziner Missionar Guglielmo Massaia – dessen 200. Geburtstag man dieses Jahr feiert – zum Bischof geweiht und zum ersten Apostolischen Vikar von Galla im Süden Äthiopiens ernannt. Dank der außerordentlichen missionarischen Geschichte des Kardinals der in 35 Jahren zahlreiche Einrichtungen im Gesundheits- und im Sozialwesen verwirklichte, gab es für die katholischen Missionen in Cus eine Blütezeit, die zum Entstehen eines einheimischen Klerus führte und Missionare wie Daniele Comboni, Francesco Jordan und Giuseppe Allamano inspirierte.
„Mit der Sensibilität eines Mannes des Glaubens“, so der Vorsitzende der Italienischen Geographischen Gesellschaft und des Veranstaltungsausschusses für die 200-Jahr-Feiern für Kardinal Massaia – erkannte der Ordensmann die kulturellen Unterschiede als Reichtum und wirkte harmonisch mit der Vielfalt der afrikanischen Identitäten zusammen. Die Erinnerung an Kardinal Massaia ist auch heute noch sehr lebendig unter den Einwohnern, die ihm Zuneigung entgegenbringen und ihn verehren.“
Vor der Errichtung des Vikariats der Galla hatten bereits andere Missionare versucht sich in Äthiopien niederzulassen, waren dabei jedoch auf ernsthafte Schwierigkeiten gestoßen. Anfang des 17. Jahrhunderts wurde gegen die Jesuiten ein Verfolgungsedikt erlassen und über ein Jahrhundert lang durften nur Franziskaner weiterhin in der Region tätig sein, die jedoch 1683 ebenfalls mit dem Martyrium konfrontiert wurden. Nach einigen gescheiterten Initiativen des Kardinals Richelieu und des Königs Louis XIV. drang Frankreich erst 1873 nach Äthiopien ein, wo die Entdecker Antoine und Arnaud d’Abbadie das Land erforschten und erste Detailinformationen an Propaganda Fide weiterleiteten mit der dringlichen Bitte um die Entsendung von Missionaren.
1839 errichtete der Heilige Stuhl die Apostolische Präfektur Abissinien, die dem Lazzaristen Giustino De Jacobis (von Papst Paul VI. im Jahr 1975 heiliggesprochen) anvertraut wurde. 1846 wurde das Territorium in drei Kirchsprengel unterteilt: dazu gehörten auch das Apostolische Vikariat der Galle umfassten (das Bischof Guglielmo Massaia anvertraut wurde) und das Apostolische Vikariat Sudan oder Zentralafrika (das 1877 Bischof Daniele Comboni anvertraut wurde).
Die italienische Besatzung Äthiopiens im Jahr 1935 führte zu einer vollständigen Neuorganisation der Kirchsprengel. Das Vikariat der Galla wurde unterteilt in die Vikariate Harrar (Kapuziner) und Gimma (Consolata Missionare) und mehrere weitere Präfekturen und Apostolische Delegationen. Im Jahr 1941 wurden mit der Machtübernahme des Kaisers Haile Sellassie alle italienischen Missionare ausgewiesen. Die katholischen Gläubigen in Äthiopien wurden fortan in Asmara vom ersten eritreischen Bischof, Kidanamariam Kassa, betreut, der mit Hilfe der einheimischen Priester die Seelsorge im ehemaligen Vikariat von Kardinal Massaia gewährleistete.
Seit Anfang der 50er Jahre begann der Heilige Stuhl mit einer Umstrukturierung der Kirchsprengel in Äthiopien mit einer Aufteilung in zwei große Regionen. Der Norden umfasste einen großen Teil des ehemaligen Vikariats von Bischof De Jacobis, das mit Sitz in Addis Abbeba in den Rang einer Erzdiözese des orientalischen Ritus (1961) erhoben wurde. Der Süden umfasste das Vikariat von Kardinal Massaia und wurde in eine Reihe von Vikariaten unterteilt: Harrar (unter Bischof Pasquale Ghebreghiorghis), Soddo-Hosanna (Kapuziner), Awasa (Comboni Missionare), Neqemtie (Lazzaristen), Meki (Consolata Missionare). Vor kurzem wurde die orientalische Eparchie Emdibir errichtet und dem eritreischen Kapuzinerbischof Musie Gebreghiorghis anvertraut. Dort findet auch die letzte Phase des Seligsprechungsverfahrens für Kardinal Massaia statt. Beim Fidesdienst erscheint in Kürze ein Dossier zum Leben, den Reisen, dem Apostolat und dem sozialen Engagement des großen Missionars. (AM) (Fidesdienst, 24/04/2009 – 49 Zeilen, 529 Worte)


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