AFRIKA/SIERRA LEONE - „Das Urteil war notwendig, doch allein reicht es nicht aus, denn es betrifft nur einen kleinen Teil der begangenen Verbrechen“, so ein Missionar zum Fidesdienst in einem Kommentar zum Urteil gegen die Rebellen in Sierra Leone

Donnerstag, 5 März 2009

Freetown (Fidesdienst) – Am 25. Februar gab das Sondergesicht für Sierra Leone das Urteil gegen drei Kommandanten der Vereinten Revolutionären Front (RUF) bekannt, die wegen der Verbrechen vor Gericht standen, die während des Bürgerkriegs verübt wurden, der 2002 zu Ende ging (vgl. 26/02/2009).
Pater Gerardo Caglioni, der als Xaverianer Missionar lange in Sierra Leone tätig war kommentiert das Gerichtsurteil und die Reaktionen im Land für den Fidesdienst:
„Die Menschen in Sierra Leone sind größtenteils der Ansicht, dass das Urteil, das in den vergangenen Tagen gegen die drei Verantwortlichen der Verbrechen gegen die Menschlichkeit und andere ernsthafte Verstöße gegen internationale humanitäre Beistimmungen – darunter Mord, Vergewaltigung, Versklavung, Rekrutierung von Kindersoldaten und Terrorismus unter der Zivilbevölkerung – nicht ausreichend ist, da es nur einen kleinen Teil der von den Rebellen der RUF im Laufe der zehn Jahre, in denen sie ihr Unwesen in Sierra Leone trieben begangenen Verbrechen betrifft.
Das Urteil wird im März offiziell verkündet, nachdem es den verschiedenen Parteien zur Untersuchung vorgelegt wurde.
Der Staatsanwalt des Sondergerichts für Sierra Leone, Stephen Rapp, erklärte, dass dieses Urteil die schrecklichen Verbrechen berücksichtigt, die gegen das wehrlose Volk in Sierra Leone begangen wurden und dem Leid der vielen Oper, die verstümmelt, versklavt, ermordet oder vergewaltigt wurden, und denen die ihre Wohnung verloren haben oder ihren ganzen Besitz, gerecht wird. Dies bedeutet, dass diese Männer so schreckliche Taten gegenüber unschuldigen Menschen vollbracht haben, um die Bevölkerung in Angst und Schrecken zu versetzten und sich untertan zu machen.
Es ist das erste Mal in der Geschichte der Welt, dass ein paar Männer in diesem Prozess für das Verbrechen der Zwangsehe verurteilt werden.
Amnesty International beurteilt den Ausgang des Prozesses und das Urteil gegen die Verbrecher als positiv, doch gleichsam ist man der Ansicht, dass diese Maßnahme nicht ausreicht, um die Straflosigkeit in Sierra Leone zu bekämpfen, die mit den Vereinbarungen von Lomé gebilligt wurde. Viele anderen und wahrscheinlich noch Hunderte werden für dieselben schweren Verbrechen verurteilt werden müssen, ohne dass es dabei gleich Todesurteile geben müsse. Unter den international bekannten Persönlichkeiten gehört dazu vor allem auch der ehemalige Präsident von Sierra Leone, Charles Taylor.
Die internationale Staatengemeinschaft darf nicht passiv diesen Moment der Wiedergutmachung beobachten ohne selbst zu handeln. Sie hat die Pflicht dafür zu sorgen, dass die Justiz gut und schnell arbeitet, und dass die Bevölkerung in Sierra Leone, die so viele Jahre unter einem ungerechten und blutigen Krieg gelitten hat, zufrieden gestellt wird. Man darf sich nicht mit einem ersten Zeichen zufrieden geben, das zwar positiv ist, jedoch nicht ausreicht, um den Schaden wieder gut zu machen, den die Bevölkerung erfahren hat. Man muss dafür sorgen, dass das Land bald zu einem neuen Leben findet, indem man mit den Regierenden mit dem Ziel eines raschen Wandels im Land zusammenarbeitet.
Auch die neue Regierung von Sierra Leone befindet sich in diesen Tagen in einer schwierigen Lage. Für die Umsetzung der Wahlversprechen gibt es nicht die richtigen Politiker, die den Traum einer Neugeburt des Landes verwirklichen können. Während der letzten Februartage sah sich Präsident Ernest Koroma gezwungen die Regierung umzubilden und Männer zu ersetzen, die den Erwartungen und den Aufgaben, die ihnen anvertraut waren, nicht entsprachen. Es scheint, dass der Anlass für diese Geste heftige Unruhen bei der Sportveranstaltung „Inter Secondary School Sports“ in Freetown waren. Die Polizei musste eingreifen und es gab Verletzte; doch kein Minister und auch die Organisatoren der Veranstaltung oder die Verantwortlichen bei der Polizei haben die Verletzten besucht oder sich versichert, dass Krankenhäuser, in denen das Nötigste für die medizinische Versorgung fehlt, das bekommen, was sie brauchen“. (LM) (Fidesdienst, 05/03/2009 – 55 Zeilen, 622 Worte)


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