AFRICA/GUINEA BISSAU - Die regionalen Implikationen des Todes von Präsident Vieira: Senegal ist besorgt

Mittwoch, 4 März 2009

Bissau (Fidesdienst )- “Der Tod von Präsident Vieira ist noch schwer zu interpretiere, aber wir können schon mindestens zwei Dinge sagen: der Drogenhandel hat eine bedeutsame, wenn auch nicht exklusive Rolle gespielt; die Aussage, das Staatsoberhaupt sie durch eine plötzliche Reaktion ermordet worden und der Mord sei von den General Tagmé Na Waié treuen Soldaten nicht vorher geplant gewesen, hält einer genaueren Analyse der Ereignisse nicht stand“ so Quellen von Fides aus der örtlichen Kirche von Bissau, der Hauptstadt von Guinea Bissau.
Präsident Vieria wurde in den frühen Morgenstunden des 2. März bei einem Angriff einer Gruppe von Soldaten auf seine Wohnung getötet, wenige Stunden nach dem Tod des Generalstabchefs der Streitmächte, General Tagmé Na Waié, der durch ein Sprengstoffattentat ermordet worden war (siehe Fides 2. und 3. März 2009). “Darüber hinaus ist es schwierig, zu denken, dass der Präsident die Ermordung von General Na Wei vorbereitet hatte, ohne Vorkehrungen für seine eigene Sicherheit zu treffen. Er blieb jedoch zu Hause, als wäre nichts geschehen. Man kann also in Wirklichkeit nicht ausschliessen, dass sowohl der Tod des Präsidenten als auch der Tod des Oberhaupts der Streitmächte im Bereich einer einzigen Strategie geplant worden waren, unangenehme Persönlichkeiten aus dem Weg zu räumen“ so weiter die Quellen von Fides. „Man muss sicherlich auf den Rauschgifthandel achten, aber auch auf den regionalen Kontext. Denken wir daran, dass nach dem Tod des Präsidenten Conté von Guinea Conakry, Vieira eine wichtige Stütze in der Region verloren hatte.“
Auch für Senegal ist der Tod von Präsident Vieria und des Stabschefs des Heers von Guinea Bissau eine schwere und besorgniserregende Tat. Die beiden starken Männer von Guinea Bissau, waren – obwohl sie Rivalen waren - wichtige Ansprechpartner der Regierung von Dakar, vor allem was den Fall Casamance angeht, der senegalesischen Region, die seit mehr als 20 Jahren Schauplatz eines Krieges „geringer Intensität“ ist, der von einer Separatistengruppe geführt wird, die sich später in verschiedene Abteilungen gespalten hat (siehe Fides 15/1/2009).
„Der gewaltsame und brutale Tod zweier verfeindeter Generäle ist ein schwerer Schlag für die senegalesische Kampfstrategie, sowohl für den Irredentismus von Casamance, als auch gegen die Übermacht der Kartelle die den Drogenhandel kontrollieren“ schreibt die senegalesische Zeitung “Le Quotidien”. “Nino Vieira und Tagme Na Wai haben stets das senegalesische Herr gegen die Rebellen der Demokratischen Kräfte von Casamance unterstützt. Wo kann der senegalesische Staat jetzt Unterstützung suchen?“ fragt sich die Zeitung.
Gemäß der senegalesischen Presse sind die jüngsten Ereignisse in Guinea Bissau Frucht eines Prozesses, der schon Monate dauert und verschiedene Länder der Region betrifft, die alle am Rauschgifthandel interessiert sind, der mittlerweile ein Notstand dieses Teiles Afrikas geworden ist.
Fides hatte schon vom persönlichen Kampf zwischen Vieira und Generale Na Wai (siehe Fides 3/3/2009) berichtet. Die persönliche Rivalität der beiden muss jedoch in einen größeren Kontext gestellt werden, den zu verstehen, die Betrachtung der Ereignisse der vergangenen Monate nötig ist.
Vor seiner Ermordung war Vieira zwei Mordversuchen von Seiten der Soldaten entkommen. Derm ersten im August 208, dem zweiten im November 2008, als vermummte Soldaten in die Residenz des Staatsoberhauptes eindrangen und dort auf die Wache des Präsidenten stiessen. Die Rebellen fanden dann Unterschlupf in Gambia, dem Land, das Casamance vom Rest Senegals trennt (ausser einem Streifen im Norden). Diese Soldaten könnten eine Rolle in den jüngsten Ereignissen gespielt haben. Laut der senegalesischen Tageszeitung “Walf Fadjri”, ist der Tod des Präsidenten und des Generals “nichts anderes, als die Konklusion einer langen Machtprobe zwischen der Wache des Präsidenten und dem Heer, die durch Interessenspiele genährt wird, die um ein großes Netz des Rauschgifthandels kreisen.“ Ein Handel, der Gambia, Guinea Bissau, Sierra Leone und verschiedene andere Länder des Gebietes mit einbezieht. Auch der Präsident der Afrikanischen Kommission, Jean Ping, hat erklärt, die Kartelle der kolumbianischen Drogen wären in die jüngsten Ereignisse in Guinea Bissau verwickelt. (L.M.) (Fidesdienst 4/3/2009 Zeilen 50 Worte 639)


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