ASIEN/KAMBODSCHA - Kambodscha zwischen Vergangenheitsbewältigung und Aussöhnung

Dienstag, 24 Februar 2009

Phnom Penh (Fidesdienst) – In der Kirche vom „Kinde Jesu“ in Phnom Penh beten die Gläubigen jeden Tag für die nationale Aussöhnung und für das Wohl der kambodschanischen Bevölkerung und des Landes. Die Kirche vom „Kinde Jesu“ war eine der ersten Kirche, die nach der Zeit der Roten Khmer (1975-1979) und dem Völkermord, bei dem rund 2 Millionen Menschen ums Leben kamen, eingeweiht wurde.
Die katholische Glaubensgemeinschaft in Kambodscha (rund 20.000 Katholiken) betet, während das Land einen ausschlaggebenden historischen Moment erlebt, indem es versucht, die dunklen Seiten der eigenen Geschichte zu bewältigen: nach jahrelangem Warten und vielen Verzögerungen wurde der Prozess gegen die ehemalige Anführer der Roten Khmer eröffnet. Am 17. Februar erschien einer der fünf Angeklagten, Kaing Guek Eav, vor dem Sondergericht, das dank des gemeinsamen Bemühens der kambodschanischen Regierung und der Vereinten Nationen eingerichtet wurde. Der 65jährige ehemalige Chef des Geheimdienstes des Zentralkomitees der Partei war auch für das berüchtigte Gefängnis S-21 verantwortlich, wo über 17.000 Menschen inhaftiert, gefoltert und getötet wurden. Mit ihm sind Khieu Samphan, Ieng Sary und dessen Frau Ieng Thirith und Nuon Chea wegen Völkermordes und Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt. Sie riskieren lebenslange Haft. Die Prozesse für die vier Mitangeklagten werden jedoch nicht vor 2010 beginnen. Weitere Führungskräfte der Roten Khmer starben in den vergangenen Jahren in der Haft (wie zum Beispiel Ta Mok), während der Diktator Pol Pot und Son Sen 1998 in den von den Roten Khmer kontrollierten Gebieten starben.
Unterdessen werden die Schüler des Landes auch erstmals in den Geschichtsbüchern etwas über die Zeit erfahren, in denen das Land vom Regime der Roten Khmer regiert wurde.
In diesem schwierigen historischen Moment versucht die kambodschanische Kirche den Menschen und insbesondere den Angehörigen der Opfer durch das Gebet und Worte der Versöhnung nahe zu sein. Jahrelanger Krieg und interne Kämpfe haben in der Gesellschaft Spuren hinterlassen: in jeder Familie gab es auch Mitglieder der Roten Khmer oder der nachfolgenden Parteien, weshalb die Aussöhnung der Familien in den Dörfern eine Priorität sein muss. Dafür will die katholische Gemeinde „vom Kinde Jesu“ mit dem Beispiel der Gemeinschaft, der Geschwisterlichkeit und der Nächstenliebe vorausgehen. (PA) (Fidesdienst, 24/02/2009 – 30 Zeilen, 353 Worte)


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