AFRIKA/DEMOKRATISCHE REPUBLIK KONGO - Staatsstreich in der Landeshauptstadt Kinshasa gescheitert. „Die Aufständischen vertrauten auf Lücken in der Präsidentengarde und angebliche Beliebtheitsverluste des Präsidenten“, erklären Beobachter.

Freitag, 11 Juni 2004

Kinshasa (Fidesdienst) - In der Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo soll ein versuchter Staatsstreich gescheitert sein. „Es sind keine Schüsse mehr zu hören. Der staatliche Radiosender kündigte eine baldige Ansprache des Staatspräsidenten Kabila an die Nation an“, so Beobachter aus Kreisen der Ortskirche in Kinshasa gegenüber dem Fidesdienst. „Bis gegen 8.30 Uhr (Ortszeit) waren noch Kanonenschüsse und Schusswaffen zu hören“.
In der Nacht zum 11. Juni hatten aufständische Soldaten unter Eric Lengue den Sitz des staatlichen Radiosenders und das Stromwerk in Kinshasa belagert. Gegen 3.00 Uhr morgens verbreiteten die Rebellen einer Verlautbarung, in der sie die „Neutralisierung“ des Staatsoberhauptes bekannt gaben. Kurz darauf wurde die Stromversorgung unterbrochen. Erst um 6.00 Uhr wurde die Stadt wieder mit Strom versorgt. Nach ersten Angaben der Regierung sollte der Staatsstreich gescheitert sein, doch gegen 8.00 Uhr morgens kam es zu heftigen Gefechten in der Nähe der am Stadtrand gelegenen Tshatshi-Kaserne. „Die aufständischen Soldaten verschiedenen Abteilungen der Präsidentengarde an, die als beste Einheit der kongolesischen Streitkräfte gilt“, so die Beobachter. „Die Aufständischen wollten davon profitieren, dass verschiedene Einheiten der Präsidentengarde zur Abwehr der Rebellen der RCD-Goma in den Osten des Landes geschickt worden waren und deshalb Kinshasa weniger Soldaten zur Verfügung standen“. In den vergangenen Tagen war es in Kinshasa und anderen Städten des Landes zu Protestkundgebungen gegen die Einnahme Bukavus (Hauptstadt der ostkongolesischen Region Kivu) gekommen. Die Demonstranten warfen unter anderem auch den Soldaten der UNO vor, dass sie die Eroberung der Stadt nicht verhindern konnten. Dank des Eingreifens der Vereinten Nationen zogen sich die Rebellen der RCD-Goma jedoch unterdessen aus der besetzten Stadt zurück.
Bei den Demonstrationen kam es auch zu Protesten gegen Präsident Kabila, was nach Ansicht der Beobachter dazu geführt hat, dass „die Rebellen davon überzeugt waren, der Präsident hätte an Beliebtheit unter der Bevölkerung verloren. Wahrscheinlich vermuteten sie auch, dass die Bevölkerung auf ihre Seite stehen würde. Die Wiedereinnahme Bukavus durch die Soldaten des Präsidenten hat dessen Ansehen jedoch gesteigert. Er wird als Schützer der Einheit der Nation betrachtet.“
Nach Angaben von Agence France Press sollen die Aufständischen sich auf der Flucht befinden und von den Soldaten des Präsidenten verfolgt werden. (LM) (Fidesdienst, 11/6/2004 - 35 Zeilen, 347 Worte)


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