AMERIKA/VENEZUELA - Bischöfe bitten darum, dass die übertriebene Feier des Bundeskrieges nicht dazu führt, dass der Eindruck entsteht, das Land sei nur auf der Grundlage kriegerischer Ereignisse entstanden

Freitag, 6 Februar 2009

Caracas (Fidesdienst) - Die Bischöfe von Venezuela veröffentlichten am Ende ihrer ordentlichen Vollversammlung eine Erklärung zu den 150-Jahr-Feiern des Bürgerkrieges am 20. Februar. Wie die Bischöfe betonten geht es dabei um „einen Kampf mit den Eigenschaften einer Bürgerkrieges für soziale und politische Programme und militärische Auseinandersetzungen zwischen Konservativen und Liberalen, der fünf Jahre dauerte“, der zusammen mit dem Unabhängigkeitskrieg zu den „wichtigsten kriegerischen Ereignissen gehört, die unsere Land verwüstet haben und trotzdem als Meilensteine der Staatsgründung betrachtet werden.“
Als „geistliche Führungskräfte, die berufen sind, den Frieden in der Wahrheit und der Gerechtigkeit aufzubauen“, möchten die Bischöfe deshalb einige Denkanstöße bieten, die es ermöglichen sollen mit gelassenem Realismus und erneuerter Hoffnung in die Zukunft zu blicken.
An erster Stelle weisen sie darauf hin, dass „die Gedenkfeiern …nicht immer nur Anlass zu einer getreuen und kreativen Erinnerung waren, sondern vielmehr als epische Lobeshymne auf eine Vergangenheit ohne Auswirkungen auf die Lösung der Probleme der Menschen“. Das Ereignis sei fast zu einem „Mythos“ geworden und nicht mehr nur „ein historisches Ereignis“, dessen man gedenken sollte. Man dürfe nicht vergessen, dass die Jahre des so genannten „Bundeskrieges“ sehr schmerzhaft gewesen seien und „von den Borgüern, vor allem von den Armen einen zu hohen Preis forderte, den sie für die institutionelle Konsolidierung des Landes zahlen musste, die im übrigen nie ganz erreicht wurde“. Denn „die Regionen, die sich am Krieg nicht beteiligten, nutzten den Frieden, um sich rascher zu entwickeln als der Rest, wo der Krieg zu großer Not geführt hatte.“
Doch diese Ereignisse hätten auch Positives gebracht, wie zum Beispiel „ein größeres Bewusstsein von der Volksbeteiligung, und in gewissem Sinn von der nationalen Identität, vom Einsatz für die Befreiung von jeder Art von Unterdrückung, vom Wert der regionalen Interessen im Gegensatz zum Zentralismus“. Ein weiterer positiver Aspekt des Bundeskrieges sei „der Aufruf von Erzbischof Silvestre Guevara y Lira von Caracas, Bischof Juan Hilario Bosset von Berida, des emeritierten Bischofs von Guayana, Mariano di Talavera y Garces und Bischof Mariano Fortique von Guayana zu Frieden und Zusammenleben gewesen. Es war der Ruf des Glaubens, der dazu aufforderte, Schwerte in Pflüge und Lanzen in Sichel zu verwandeln“.
„Bei der Entstehung der nationalen Identität Venezuelas wird der Krieg über alle Maßen gelobt“, so die Bischöfe, so dass der Eindruck entstehe, als ob die Nation nur auf der Grundlage kriegerischerer Ereignisse entstanden sei. Nicht umsonst, habe die Geschichte Venezuelas als „Volk und Nation nicht mit der Zeit der Unabhängigkeit begonnen. Vielmehr seien es die ersten drei Jahrhunderte der Geschichte des Landes gewesen, „die die kulturelle, geistige und moralische Identität als Venezolaner und Mestizen mit Tugenden und Fehlern, Errungenschaften und Misserfolgen geformt haben“.
„Momente des Bruchs, des Krieges und des Schmerzes können als unvermeidbare oder unumgängliche Momente betrachtet werden“, so die Bischöfe, „doch Fortschritt und Zusammenleben, Wohlstand und Ruhe, Entfaltung von Wissenschaft, Kunst, Handel, Landwirtschaft, Intelligenz, Bildung, Migration sind in den Momenten des Friedens und der Harmonie entstanden, in der Routine des normalen Lebens, durch das gemeinsame Bemühen.“
Die Erklärung endet mit einem Aufruf an die Bildungseinrichtungen, insbesondere christlicher Inspiration, an Seminare und Bildungshäuser, an apostolische und im sozialen Bereich tätige Bewegungen zur Veranstaltung von Studientagen oder Wettbewerben und anderen Ereignissen, „die den wahren Sinn des Strebens nach sozialer Gerechtigkeit und Entwicklung, Dezentralisierung und Föderalismus bekannt machen, das im Unterbewusstsein der Venezolaner vorhanden ist“. Alle seien aufgefordert, „die 150-Jahr-Feiern des Bundeskriegs im Geist der in dieser Erklärung enthaltenen Betrachtungen zu begehen. Dann wird es dazu beitragen bei allen Venezolanern Kreativität und Hoffnung entstehen zu lassen“. (RG) (Fidesdienst, 06/02/2009)


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