AFRIKA/DEMOKRATISCHE REPUBLIK KONGO - Erneute Gefechte in der gemarterten Stadt Bukavu. Ruanda gibt Schließung der Grenzen zur Demokratischen Republik Kongo bekannt. Religionsführer fordern von den Politikern Maßnahmen zur Beendigung der Tragödie.

Montag, 7 Juni 2004

Bukavu (Fidesdienst) - In Bukavu, der Hautstadt der ostkongolesischen Region Kivu, kam es erneut zu Gefechten zwischen den kongolesischen Streitkräften und den Rebellen der RCD-Goma (Kongolesische Union für Demokratie). „Die Regierungseinheiten versuchen nun die Stadt zurückzuerobern“, so Beobachter, die aus Sicherheitsgründen nicht namentlich genannt werden wollen. „Die meisten Soldaten der RCD-Goma (rund 2.000) unter General Laurent Nkunda haben sich aus Bukavu zurückgezogen und dabei Plünderungen in den Stadtrandgebieten verübt. In der Stadt herrscht weiterhin Angst und Schrecken, weil die Geheimagenten der Rebellenbewegung ihre Jagd auf Journalisten und Menschenrechtskämpfer fortsetzen“, so die Fidesquellen.
„Wir haben aus zuverlässiger Quelle erfahren, dass an der Seite der Rebellen der RCD-Goma auch ruandische Soldaten kämpfen. Nach Aussage verschiedener Augenzeugen sollen sich ruandisch Soldaten sogar als Blauhelme verkleidet haben und auf weißen Panzerfahrzeugen gefahren sein, die denen der Vereinten Nationen ähneln“, so die Beobachter. „Sollte dies bestätigt werden, dann ist dies ein weiterer Beweis für die Desinformation in Zusammenhang mit diesem Krieg. Die Milizionäre der RCD, bei denen es sich um Banyamulenge, also um seit Jahrzehnten im Kongo lebenden Tutsi ruandischer Abstammung handelt, behaupten, man wolle sich gegen einen Völkermord wehren, wie er in Ruanda vor 10 Jahren geschehen war. Doch niemand hat die Absicht ein ähnliches Verbrechen zu verüben. Vielmehr soll verhindert werden, dass es im Osten eine von Kinshasa kontrollierte Regierung gibt. Diese ist der Grund für diesen Krieg, bei dem seit 1998 bereits über drei Millionen Menschen gestorben sind“, so die Beobachter.
Unterdessen gab die ruandische Regierung die Schließung der Grenzen zur Demokratischen Republik Kongo bekannt.
Die Religionsführer des Landes appellierten an die Politiker der Demokratischen Republik Kongo mit der Bitte um Maßnahmen zur Beendigung der Gefechte in den östlichen Gebieten. Ein einer gemeinsamen Erklärung vom 4. Juni, die dem Fidesdienst vorliegt, bekräftigen Katholiken, Protestanten und Muslime ihr Engagement für die Einheit des Landes und bitten die Politiker um eine Gewissensprüfung im Zusammenhang mit der eigenen Verantwortlichkeit für die chaotische Lage“. „Wir bitten die kongolesischen Politiker, Verantwortung zu übernehmen und dies Tragödie zu beenden“, heißt es in der Verlautbarung. Die Vereinten Nationen werden um die Bereitstellung der notwendigen Mittel für die Soldaten der MONUC (UN-Mission im Kongo) gebeten, damit diese die Zivilbevölkerung schützen und den Übergangsprozess durchsetzen können, der zum Frieden führen soll. Im Namen der katholischen Kirche unterzeichnete der Erzbischof von Kinshasa, Kardinal Frédérick Etsou. (LM) (Fidesdienst, 7/6/2004 - 36 Zeilen, 411 Worte)


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