AFRIKA/SOMALIA - Streit zwischen Geschäftsleuten führt zu Ausschreitungen in Mogadischu: über 100 Tote

Dienstag, 1 Juni 2004

Mogadischu (Fidesdienst) - Ein Streit zwischen Geschäftsleuten hat sich in der somalischen Hauptstadt Mogadischu zu Ausschreitungen geführt, bei denen auch schwere Waffen zum Einsatz kamen. Bei den Gefechten kamen nach ersten Angaben mindestens hundert Menschen ums Leben. „Auslöser war ein Streit zwischen Geschäftleuten verschiedener Unterclans der Abgal“, so der Apostolische Administrator in Mogadischu, Bischof Giorgio Bertin von Dschibuti, gegenüber dem Fidesdienst. In der komplexen Struktur der somalischen Gesellschaft gibt es zahlreiche so genannte Clans, die sich wiederum in Unterclans aufteilen, die oft verfeindet sind.
„Diese x-te Episode der Gewalt stellt ein weiteres Mal die verheerenden Auswirkungen der in Somalia seit 13 Jahren herrschenden Anarchie“, so Bischof Bertin. „Es gibt nicht nur die so genannten Kriegsherren, die bestimmen, was geschieht, sondern auch einflussreiche Geschäftsleute, die sich wahre Milizen halten und diese einsetzen, wenn es um die eigenen Interessen geht“, so der Bischof weiter.
„Das Fehlen eines Staates, der in der Lage ist der Zivilbevölkerung ein Minimum an Schutz zu garantieren, wird zu einem immer größeren Problem, dessen sich die somalischen Bürger sehr wohl bewusst sind, denen es jedoch nicht gelingt die Schaffung einer stabilen staatlichen Verwaltung zu vereinbaren“, erklärt Bischof Bertin weiter.
Seit eineinhalb Jahren finden in Nairobi (Kenia) Verhandlungen zwischen den verschiedenen Bürgerkriegsparteien Somalias statt, deren Ziel die Schaffung einer Regierung der Nationalen Einheit ist. Diese Verhandlungen verliefen jedoch bisher erfolglos.
Seit Januar im Januar 1991 der ehemalige Präsident Siad Barre aus dem Land vertrieben wurde gibt es in Somalia keine einheitliche Verwaltung mehr. Das Land ist praktisch in drei Gebiete aufgespaltet im Norden wurde die unabhängigen Republik Somaliland (ehem. britisches Protektorat) und im Süden die unabhängigen Republik Puntland ausgerufen, in den restlichen Landesteilen regieren verschiedene örtliche Regierungen. In Mogadischu gibt es zwar ein so genanntes Übergangsparlament, das jedoch keinerlei Machtbefugnisse in den restlichen Landesteilen hat. (LM) (Fidesdienst, 1/6/2004 - 29 Zeilen, 305 Worte)


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