AMERIKA/BOLIVIEN - Kardinal Julio Terrazas spricht bei der Ad limina-Audienz über Freude, Hoffnung und Sorgen des Landes

Dienstag, 11 November 2008

Vatikanstadt (Fidesdienst) – „Wir wünschen uns vor allem, dass dieses Treffen alle unsere Gefühle der Zuneigung für den Petrusnachfolger konkret zum Ausdruck bringt“, so der Vorsitzende der Bischofskonferenz und Erzbischof von Santa Cruz, Kardinal Julio Terrazas Sandoval, bei der Ad-limina- Audienz im Vatikan am 10. November.
Der Kardinal dankte dem Papst zunächst für seine in Aparecida zum Ausdruck gebrachte Verbundenheit und für das besondere Augenmerk und die Worte, mit denen er sich in schwierigen Momenten an die bolivianische Bevölkerung gewandt hatte.
Sodann erläuterte er die allgemeine Lage des Landes und dessen „Freude, Hoffnung und Sorgen“. Zu den Freuden gehöre zweifelsohne die Kontinentale Mission, die in Bolivien im kommenden Jahr offiziell eröffnet werde, „um die missionarischen Impulse unter unseren Gläubigen und unter den verschiedenen Komponenten des Gottesvolkes zu wecken. Positiv seien auch die von den Bischöfen formulierten pastoralen Richtlinien „die das Leben und das pastorale Handeln der Ortskirchen in den kommenden fünf Jahren erleuchten, anregen und begleiten sollen“. Ein weiterer positiver Aspekt sei die „zunehmende Bedeutung des Sonntagsgottesdienstes und der Verkündigung des Wortes Gottes als Mittelpunkt des Lebens der kirchlichen Gemeinschaft. Auch die wachsende Zahl der „Ordensleute und Missionare, die ihre Lebend großzügig dem Dienst am Gottesvolk widmen, und dabei oft in entfernten und verlassenen Gegenden und meistens unter sehr prekären Bedingungen tätig sind“, bezeichnete der Kardinal als positiv. Außerdem entwickle man, entsprechend der Richtlinien von Aparecida „Bildungsangebote für die christliche Initiation und für die permanente Fortbildung der Getauften auf der Grundlage der Bibel, der Überlieferung, des Lehramts der Kirche und der Kirchlichen Soziallehre, die das Leben erleuchten und zum persönlichen, gemeinschaftlichen und gesellschaftlichen Engagement anregen sollen.“
Doch trotz allem fehle es auch nicht an Schwierigkeiten, so Kardinal Terrazas. Politische Maßnahmen und juridische Mechanismen, die bis heute Gültigkeit besitzen, hätten zu den großen Übeln der Armut, der sozialen Ungerechtigkeit, der Diskriminierung und des Ausschlusses geführt, und „sie scheinen nicht angemessen für den gemeinsamen Aufbau eines Boliviens für alle“. Sorge bereite auch, „dass dieser Prozess des Wandels nicht die notwendigen Kanäle findet, die den Werten und dem spirituellen Reichtum eines ganzen Landes entsprechen, das von Wegen der Gerechtigkeit und des Friedens träumte“. So habe die Intoleranz zugenommen „und die Fruchtbarkeit eines rationalen Dialogs ist geschwunden, man hat oft auf Weisheit verzichtet und sich für physische, verbale und ethische Gewalt entschieden, die zu Entsetzen, Schmerz und Trauer im Land führten“. Deshalb beobachteten die Bischöfe auch beunruhigt „das Entstehen neuer Formen von Ausschluss, die Verbreitung von Rache und Hass, Rassismus und sogar Fremdenfeindlichkeit. Diese Ausdrucksformen, die oft sehr ausgeprägt sind, haben den Rechtsstaat und die Institutionen geschwächt, die für die Demokratie garantieren sollten.“
Vor diesem Hintergrund hätten die Bischöfe immer wieder zu Versöhnung, Vergebung, Weisheit, Dialog aufgefordert und zum Gebet für den Frieden angeregt. Insbesondere, so der Kardinal, „haben wir unseren Beitrag und unsere Betrachtungen zum Entwurf der neuen Verfassung des Landes …angeboten, und uns dabei auf die Prinzipien des Evangeliums und die Soziallehre der Kirche bezogen“, wobei man vor allem auch „auf grundlegende Aspekte, wie die Heiligkeit des Lebens, die Menschenwürde, die Freiheit, das Gemeinwohl und das demokratische Zusammenleben“ hingewiesen habe. „Wir haben Momente großer Ungewissheit erlebt, die nach langem und schmerzhaftem Bemühen um eine Übereinstimmung im ganzheitlichen Dienst an der Bevölkerung glücklicherweise überwunden werden konnte“, so der Kardinal weiter.
Der Vorsitzende der Bolivianischen Bischofskonferenz beendete seine Ansprache mit der Bitte um den Apostolischen Segen für das ganze Land, „damit es in unserem geliebten Bolivien Gerechtigkeit, Versöhnung, Freiheit und Liebe, die Grundalgen des Friedens, in Fülle geben möge“. (RG) (Fidesdienst, 11/11/2008)


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