AFRIKA/DEMOKRATISCHE REPUBLIK KONGO - „Es scheint eine Wende bei der internationalen Politik im Hinblick auf die Krise in der Region der Großen Seen gegeben zu haben“, so ein Missionar nach dem Gipfel von Addis Abeba im Gespräch mit dem Fidesdienst

Donnerstag, 6 Dezember 2007

Kinshasa (Fidesdienst) - „Die Regierungssoldaten sind singend und in Siegerlaune nach Goma zurückgekehrt. Doch wir wissen, dass es große Verluste gegeben hat“, so Beobachter aus missionarischen Kreisen im Osten der Republik Kongo, wie die regulären Streitkräfte eine Offensive gegen die Rebellen unter General Laurent Nkunda gestartet haben (vgl. Fidesdienst vom 3. und 5. Dezember 2007). Wie ein Sprecher der kongolesischen Streitkräfte mitteilt starben bei den Gefechten in der Umgebung von Mushake (rund 40 Kilometer von der Provinzhauptstadt Goma entfernt) insgesamt 13 Regierungssoldaten.
„Die Offensive beschränkt sich auf den Nordkivu, im Südkivu ist die Lage ruhig“, so der Beobachter im Gespräch mit dem Fidesdienst. „In der von den Gefechten betroffenen Region fliehen die Menschen aus ihren Dörfern. Die Zahl der Binnenflüchtlinge steigt von Tag zu Tag und ihre Lage ist dramatisch: sie haben keine Hilfe und auf den Bergen im Osten des Kongo ist es kalt, denn wir befinden uns in der Regenzeit“. Insgesamt gibt es nach angaben des Internationalen Roten Kreuzes rund 400.000 Flüchtlinge in der Region. Das Hilfswerk ruft unterdessen die Konfliktparteien auf, das Leben der Zivilisten nicht in Gefahr zu bringen und weist auch darauf hin, dass es zu sexueller Gewalt gegen die Frauen in der Region kommt.
Im Rahmen des Gipfeltreffen der Staatschefs der Region der Afrikanischen Seen (vgl. Fidesdienst vom 5. Dezember 2007) betonte die amerikanischen Außenministerin Condoleezza Rice, dass die kongolesischen Sicherheitskräfte dringen gestärkt werden missen, damit sie in der Lage sind, die so genannten „negativen Kräfte“ abzuwehren, mit denen die Guerillagruppen gemeint sind, die im Osten der Demokratischen Republik Kongo agieren und die Sicherheit in der Region beeinträchtigen. Darunter wurde ausdrücklich die ruandische Rebellenbewegung FDLR genannt, der ehemalige Mitglieder der für den Genozid des Jahre 1994 verantwortlichen INTERHAMWE-Einheiten angehören.
„Es scheint eine Wende bei der internationalen Politik im Hinblick auf die Krise in der Region der Großen Seen gegeben zu haben“, so ein Missionar im Gespräch mit dem Fidesdienst, der aus Sicherheitsgründen nicht namentlich genannt werden möchte. „Wir müssen jedoch daran erinnern, dass der Hauptgrund für das Drama im Osten der Republik Kongo die Bodenschätze sind. Es wird immer behauptet die so genannten negativen Kräfte und insbesondere die für den Genozid verantwortlichen Rebellen aus Ruanda seien das Problem. Doch wie ist es möglich, dass diese von der internationalen Justiz gesuchten Soldaten in einer Region, in der Blauhelme der Vereinten Nationen stationiert sind, bestens ausgerüstet sind? Sie haben bessere Waffen als die regulären Streitkräfte, sie verfügen über Medikamente, neue Uniformen und Stiefel, Lebensmittelkonserven und Milchpulver. Wem gehören die Hubschrauber, die über der Region fliegen, in der sich die Rebellen aufhalten und die diese wahrscheinlich mit Nachschub versorgen? Fliegen diese Hubschrauber leer oder etwa mit Mineralien beladen zurück?“, fragt sich der Missionar. (LM) (Fidesdienst, 06/12/2007 - 39 Zeilen, 481 Worte)


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